Gekonnt spielt Regisseur und Autor Dietrich Brüggemann mit der klaustrophobischen Stimmung.

Foto: ORF/ARD/Alexander Kluge

Da will man nichts anderes als endlich nach Hause, und dann das. Ein Wasserrohrbruch sorgt für einen kilometerlangen Stau. Da geht gar nichts mehr, es gibt kein Entrinnen, keinen Ausweg. Die Nerven liegen blank, die Betroffenen reagieren unterschiedlich. Es herrscht Wut, Aggression, bei manchen Resigination. Was alle eint: Sie wollen raus aus dieser Verkehrshölle und endlich weiter- und ankommen in ihrem gewohnten Alltag.

Vor diesem aufgeheizten Hintergrund bekommen es die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) im neuen Tatort aus Stuttgart (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD, ORF 2) mit einem tödlichen Unfall inklusive Fahrerflucht zu tun. Opfer ist ein 14-jähriges Mädchen. Der einzige Zeuge des Unfalls ist ein Dreijähriger, die einzige Straße, die vom Tatort wegführt, mündet direkt in den Stau. Irgendwo mittendrin in dieser endlosen Autokolonne muss der Unfalllenker sein.

Lannert und Bootz sammeln Aussagen, sichern Spuren. Sie treffen auf eine überforderte Mutter mit vorpubertierender Tochter, ein keppelndes Ehepaar kurz vor der Trennung, einen matschkernden Pensionisten, einen seltsamen Anwalt, eine dauertelefonierende Geschäftsfrau. Die Gespräche finden im Innenraum der Autos statt. Es ist finster, es ist kalt, es ist eng, und die Zeit drängt. Denn irgendwann wird sich auch dieser Stau auflösen und mit ihm die Spur zum Täter.

Gekonnt spielt Regisseur und Autor Dietrich Brüggemann mit dieser klaustrophobischen Stimmung. Dieser Fall ist kein Actionkrimi, vielmehr ein ruhig inszeniertes, spannendes Kammerspiel, das seinen Protagonisten trotz aller Enge genug Raum gibt. (Astrid Ebenführer, 10.9.2017)