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Mit Lauri Markkanen gewann Finnland gegen den hohen Favoriten Griechenland.

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Und auch gegen Frankreich. NBA-Star Boris Diaw wollte nur mehr wegschauen.

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Europäisches Basketball-Wunderkind: Der Slowene Luka Doncic.

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Spaniens Wucht unter den Körben repräsentiert durch Marc und Pau Gasol.

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Wien/Istanbul – Während im Fußball in den vergangenen Tagen der x-te Transfer von, sagen wir Franzbert T., zum FC Haudaneben um 30 Millionen Bitcoins immer eine Meldung inklusive Aufregung und Gesprächsstoff wert war – ist Megalomania United jetzt besser als der FC Haudaneben? – ist die Basketball-Europameisterschaft 2017 bislang medial da wie dort nur eine Randnotiz. Das ist natürlich schade! Die "Eurobasket", die am Samstag mit dem Achtelfinale in die K.o-Phase geht, ist nämlich "das beste EM-Turnier bis dato". Das sagt niemand geringerer als NBA-Trainerguru Gregg Popovich, der bei Spielen in Tel Aviv vor Ort gescoutet hat.

In der Gruppenphase gab es ein paar Überraschungen, die Favoriten haben sich aber allesamt fürs Achtelfinale qualifiziert. Dabei ragen einige Spieler heraus, die entweder schon in der NBA spielen oder sehr bald dort landen werden:

1. Lauri Markkanen

Der 2,13 Meter große Finne ist bislang der dominante Spieler der EM. Mit 22.6 Punkten im Schnitt ist der NBA-Rookie (7. Draft-Pick/Chicago Bulls) der drittbeste Scorer des Turniers, nur hinter den etablierten NBA-Profis Goran Dragic und Dennis Schröder). Es nimmt nicht Wunder, dass Finnland als klarer Außenseiter einen Sensationssieg gegen Frankreich in der Gruppenphase holte und sich als Gruppenzweiter fürs Achtelfinale qualifzierte. Markkanen ist ein wandelndes Mismatch, kann mit seiner Größe aus der Distanz werfen und auch mal locker das Dribbling zum Korb nehmen. Mit 1,20 Punkten pro Ballbesitz ist er auch der fünft-effizienteste aller Spieler, die derart oft den Abschluss suchen.

2. Luka Doncic

Doncic wird als potenzieller erster Pick im NBA-Draft 2018 gehandelt. Das kommt nicht von ungefähr. Der 18-jährige Slowene repräsentiert quasi den Archetyp des modernen NBA-Spielers. Mit 2,01 Metern kann Doncic das Spiel organisieren, aber auch abseits des Balles agieren. Seine Passgeber-Qualitäten sind unglaublich, seine Routine erinnert eher an einen 28-Jährigen als an einen Frischling. Die Slowenen haben nicht nur dank 24 Punkten pro Partie von NBA-Star Goran Dragic alle Spiele in der Vorrunde gewonnen, sondern auch wegen ihres jungen Point Forwards. In den USA nennen ihn die Basketball-Blogger das "kompletteste und vielversprechendste Projekt seit LeBron James" und skizzieren die "Geburt einer europäischen Legende" ("Bleacher Report").

3. Kristaps Porzingis

Der 22-jährige Lette hat nicht umsonst den Spitznamen Einhorn. Man muss ihn gesehen haben, um es zu glauben. Immer noch ein NBA-Jungstar, führte Porzingis (New York Knicks) Underdog Lettland souverän ins Achtelfinale, unter anderen mit einem klaren 84:69-Sieg gegen den historisch unangenehmen Großnachbarn Russland. Porzingis kann der nächste Dirk Nowitzki werden. Mit unglaublichen 2,21 Metern hat auch der Lette einen unglaublichen Touch, mit 22.4 Punkten im Schnitt ist er fünftbester Werfer der EM. Und er kann es auch krachen lassen (siehe Twitter-Video):

Kristaps Porzinigis lässt es krachen.

4. Bogdan Bogdanovic

Mit Milos Teodosic geht Serbien zwar schmerzhaft der schillerndste Spielmacher Europas ab (wegen einer Verletzung). Aber mit Bogdan Bogdanovic hat Serbien keinen Qualitätsverlust zu befürchten. Für die serbische Basketball-Legende Vlade Divac ist Bodganovic "ganz klar der beste Spieler Europas". Sprach es, und stattete in seiner Funktion als General Manager der Sacramento Kings Bogdanovic mit dem höchst dotierten Rookie-Vertrag in der Geschichte der NBA aus: 27 Millionen Dollar für drei Jahre! Der 25-Jährige war letzte Saison bester Werfer beim Euro League Champion Fenerbahce Istanbul. Ob er seine Dreierquote von 40 Prozent in der NBA halten kann, darf ob seiner durchschnittlichen Athletik bezweifelt werden. Serbien ist regierender Vize-Weltmeister, ein EM-Titel wäre keine Überraschung.

Wer holt den EM-Titel?

Wie einst die Fußball-Nationalelf zwischen 2008 und 2012 hat Spanien eine goldene Generation aufgebaut. Mit den Gasol-Brüdern (Pau ist seit kurzem der beste Werfer in der EM-Geschichte), Ricky Rubo, Willy Hernangomez, Juancho Hernangomez und Alex Abrines hat Espana sechs NBA-Spieler in seinen Reihen, bei den letzten 4 Europameisterschaften räumte man drei Mal den Titel ab. Neben Spanien und Serbien ist auch Litauen ein Mitfavorit auf den Titel. Die Litauer haben eine erfahrene Truppe und mit Jonas Valanciunas, Mindaugas Kuzminkas und Donatas Montejunas zwei aktuelle und einen Ex-NBA-Spieler in ihren Reihen.

Für Ex-Europameister Frankreich (2013) wird es wohl schwer in der K.o-Runde. Vor der EM hagelt es einige Absagen, mit Nicolas Batum, Rudy Gobert und Tony Parker fehlen die größten Kaliber beim Kräftemessen der europäischen Top-Nationen. (Florian Vetter, 8.9.2017)

Achtelfinale, alle Spiele in Istanbul:

Samstag:

Slowenien – Ukraine
Deutschland – Frankreich
Finnland – Italien
Litauen – Griechenland

Sonntag:

Spanien – Türkei
Kroatien – Russland
Lettland – Montenegro
Serbien – Ungarn