Berlin – Jan Böhmermann (36) ist beim Preis für Pop-Kultur in der Kategorie "Lieblingslied" für seinen Song "Menschen Leben Tanzen Welt" ausgezeichnet worden. Zur Preisverleihung am Freitagabend in Berlin meldete sich der ZDF-Moderator per Videobotschaft und sagte ironisch, er habe die Auszeichnung über einen Rechtsanwalt "eingeklagt".

"Die Preise habe ich nur bekommen, weil ich mich mit einem Rechtsanwalt darum gekümmert habe. Das sind quasi eingeklagte Preise", sagte Böhmermann in Anspielung auf die juristischen Auseinandersetzungen rund um sein Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Auch das sei in Deutschland möglich, fügte der ZDF-Moderator hinzu. "Wir leben in einem Rechtsstaat."

Schönstes Gedicht

Böhmermann hatte bereits im vergangenen Jahr den Popkultur-Preis in der Kategorie "Schönste Geschichte" für sein umstrittenes Gedicht "Schmähkritik" geholt. In diesem Zusammenhang hatte der TV-Moderator laut einem Bericht des "Tagesspiegels" Kanzlerin Angela Merkel mit einer Klage gedroht.

Hintergrund ist ihr Verhalten während der sogenannten Böhmermann-Affäre im Frühjahr 2016. Der Anwalt des Satirikers halte Merkels Einschätzung, Böhmermanns Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan sei "bewusst verletzend" gewesen, für rechtswidrig. Böhmermann wolle die Kanzlerin verklagen, falls sie ihre öffentliche Bewertung nicht zurücknehme.

Der Preis für Pop-Kultur versteht sich als Alternative zu Auszeichnungen, die von der Musikindustrie vergeben werden. Er wird seit 2016 vergeben. (APA, 10.9.2017)