Beirut/Venedig – Weil er einen seiner Filme teilweise in Israel drehte, ist der französisch-libanesische Regisseur Ziad Doueiri am Flughafen von Beirut vorübergehend festgenommen worden. Der 54-Jährige kam vom Filmfestival in Venedig, als er am Sonntagabend auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt festgehalten wurde. Am Montag musste er vor einem Militärgericht erscheinen, eine Anklage wurde nicht erhoben.

"Sie haben mich zwei Stunden lang festgehalten und meine französischen und libanesischen Pässe eingezogen", hatte Doueiri der Nachrichtenagentur AFP gesagt. Am Montag erhielt er seine Ausweise zurück. Nach einer mehrstündigen Anhörung vor einem Militärtribunal in Beirut hob der Filmemacher vor Journalisten demonstrativ seine Pässe hoch. "Mein Mandant wurde freigelassen, gegen ihn wurde keine Anklage erhoben", sagte sein Anwalt Nadschib Lian. Der Fall sei "definitiv abgeschlossen".

Bedingung, Aufenthaltsort zu nennen

Ein Justizbeamter sagte der AFP, Doueiri sei "unter der Bedingung freigelassen worden, dass er den Behörden seinen Aufenthaltsort nennt". Es sei zudem noch möglich, dass sich ein Militärgericht mit der "Straftat der zuvor nicht genehmigten Einreise in ein verfeindetes Land" befasse.

Rechtsanwalt Lian sagte dagegen, die für diesen Straftatbestand geltende Verjährungsfrist von drei Jahren sei bereits abgelaufen. Außerdem habe sein Mandant vor den Dreharbeiten in Israel einen Antrag bei den libanesischen Behörden gestellt, aber nie eine Antwort erhalten. Doueiri sagte, er sei freigekommen, weil er "keine kriminelle Absicht" gehabt habe.

Glänzende Kritiken

Der Regisseur hatte in Venedig seinen neuen Film "The Insult" gezeigt, der ihm glänzende Kritiken einbrachte. Am Samstagabend zeichnete die Jury den Palästinenser Kamel El Basha als besten Schauspieler für seine Rolle in dem Drama aus. In den Libanon war Doueiri gereist, um dort am Dienstag an der Premiere seines neuen Films teilzunehmen.

Nach seiner Festnahme hatte Doueiri gesagt, er sei "zutiefst verletzt". "Ich kehre mit einem Preis der Mostra in den Libanon zurück, zudem hat die libanesische Polizei die Ausstrahlung meines Films zugelassen." Er habe keine Ahnung, wer hinter der Affäre stecke, werde es aber sicherlich vor Gericht erfahren, fügte der Filmemacher hinzu.

Libanesische Aktivisten fordern seit Tagen eine "Entschuldigung" Doueiris für seinen vorletzten Film "The Attack". In Doueiris Adaption von Yasmina Khadras Bestseller-Roman "Die Attentäterin" geht es um einen israelisch-arabischen Arzt, dessen Frau einen Selbstmordanschlag begangen hat. Der Film ist im Libanon verboten, da er zum Teil in Israel und mit israelischen Schauspielern gedreht wurde.

Dagegen wurde "The Insult" vom Libanon ausgewählt, um ins Rennen um die Oscar-Nominierungen für den besten ausländischen Film zu gehen. (APA, 11.9.2017)