Washington – Das Al-Kaida-Netzwerk gewinnt nach Einschätzung von US-Experten wieder an Stärke. Zwar stelle die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" derzeit "die größte terroristische Bedrohung" dar, Al-Kaida in Syrien sei aber "besorgniserregend", sagte der ehemalige Anti-Terrorismus-Chef des Weißen Hauses, Joshua Geltzer, am Montag bei einer Diskussion der Stiftung New America.

Sorge bereitet den Experten vor allem die sunnitische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) in Syrien. Diese hatte im August die Kontrolle über die nordsyrische Stadt Idlib übernommen. HTS sei lediglich eine "Neuauflage" von Al-Kaida, sagte Geltzer. Die Gruppe präsentiere sich gemäßigter als der IS und hoffe somit auf neue Anhänger.

Geltzer und andere Experten rechnen damit, dass die Gruppe angesichts der Verluste des IS in Syrien und im Irak eine zentrale Rolle einnehmen wird. Die jüngeren HTS-Anführer folgten dem Beispiel des IS, über soziale Medien neue Mitglieder zu gewinnen, heißt es in einem Bericht der Experten. Die Gruppe konzentriere sich auf Anhänger, die vom noch extremeren Vorgehen des IS abgeschreckt seien. Al-Kaida könne demnächst wieder die größte Bedrohung darstellen.

Regierungstruppen kontrollieren Großteil

Zugleich haben die Truppen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad nach russischen Angaben inzwischen 85 Prozent des Staatsgebiets wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Dort seien alle Aufständischen geschlagen oder vertrieben, zitierten russische Nachrichtenagenturen am Dienstag den Chef der russischen Truppen in Syrien, Alexander Lapin.

Kämpfer der Extremistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) kontrollierten noch rund 27.000 Quadratkilometer. Die an der Seite Assads kämpfende libanesische Hisbollah-Miliz verkündete gar den Sieg in dem über sechsjährigen Bürgerkrieg. "Wir haben den Krieg (in Syrien) gewonnen, ... es gibt nur noch vereinzelte Gefechte", zitierte die Zeitung "Al-Akhbar" Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah. Die Hisbollah wird vom Iran unterstützt und kämpft mit mehreren tausend Mann aufseiten der Regierungstruppen. Präsident Assad hatte in einer Fernsehansprache im August erklärt, der Sieg zeichne sich ab, der Kampf sei aber noch nicht zu Ende. (APA, 12.9.2017)