Heiner Geißler im Jahr 2012 bei einer Diskussion im Wiener Burgtheater.

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Berlin – Der frühere deutsche Minister und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren, bestätigte sein Sohn Dominik der Deutschen Presse-Agentur. Geißler war ein enger Weggefährte des am 16. Juni verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl. Er galt als Querdenker, der auch in der eigenen Partei aneckte.

Während seiner Zeit als Generalsekretär scheute Geißler vor Polarisierungen nicht zurück. So teilte er in den 1980er-Jahren gegen die politische Linke und die Friedensbewegung aus. Von ihm stammt der Ausspruch, dass der Pazifismus der 1930er-Jahre Auschwitz erst möglich gemacht habe. Später vertrat er selbst eher linke Positionen. Seit 2007 war er Mitglied des globalisierungskritischen Netzwerks Attac. Eine seine letzten großen Aufgaben war die Moderation im erbitterten Streit um das Bahnprojekt "Stuttgart 21".

Sozial- und Familienminister

Unter den Ministerpräsidenten Peter Altmeier und Kohl (beide CDU) war Geißler von 1967 bis 1977 Sozialminister in Rheinland-Pfalz, anschließend wurde er CDU-Generalsekretär. Als Kohl Kanzler wurde, berief er den promovierten Juristen 1982 zum Familienminister. Der katholische Sozialexperte arbeitete an einem neuen Image der CDU als moderne Programmpartei und führte unter anderem ein Erziehungsgeld ein.

Seine letzte große Mission hatte Geißler, als er im Alter von 80 Jahren 2010 den Konflikt um das Bahnprojekt "Stuttgart 21" schlichtete. Bis zuletzt äußerte er sich zu aktuellen politischen Themen. So kritisierte er noch im März die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner, weil diese Reformen an den Hartz-Gesetzen abgelehnt hatte.

Geißler kam am 3. März 1930 – genau einen Monat vor Kohl – in Oberndorf am Neckar als Sohn eines Oberregierungsrats zur Welt. Vor seiner politischen Karriere war der Vater dreier Söhne vorübergehend Mitglied des Jesuitenordens, dann Amtsrichter. (APA, 12.9.2017)