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Tampa/Baie-Mahault/Aruba – Irma hat sich über dem US-Festland abgeschwächt – in der Karibik wurde unterdessen deutlich, welch immense Verwüstungen der Sturm hinterlassen hat. "Das übersteigt alle Vorstellungskraft", sagte der niederländische König Willem-Alexander am Dienstag im karibischen Sint Maarten. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Und ich habe ziemlich viel Naturgewalt und Kriegsgewalt gesehen."

Als Hurrikan der höchsten Stufe war Irma vor knapp einer Woche über die niederländisch-französische Insel gezogen. Insgesamt kamen in der Region bisher mindestens 48 Menschen ums Leben. Laut dem niederländischen Roten Kreuz wurde ein Drittel aller Gebäude auf Sint Maarten zerstört, mehr als 90 Prozent sind beschädigt.

"Überall sieht man Zerstörung und Entsetzen", sagte der niederländische König.
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Macron in der Karibik

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begann am Dienstag seinen Krisenbesuch in Pointe-à-Pitre auf der Karibikinsel Guadeloupe. Er wurde von Gesundheitsministerin Agnes Buzyn und Bildungsminister Jean-Michel Blanquer begleitet.

Vor Ort sprach Macron von der größten Luftbrücke seit dem Zweiten Weltkrieg zur Versorgung der Hurrikan-Opfer in der Karibik. Rund 1.900 bewaffnete Sicherheitskräfte und Hilfsgüter wurden auf die von "Irma" heimgesuchten Inseln Saint-Martin und Saint Barthelemy gebracht, sagte der französische Präsident.

Der Wiederaufbau werde nachhaltig und beispielhaft sein, sagte Macron. Es seien alle möglichen Vorkehrungen getroffen, doch gegen das nicht Vorhersehbare könne man nichts Vorhersehbares unternehmen. Der Hurrikan sei mit Alarmstufe drei angekündigt worden, mit fünf sei er über die Inseln hinwegfegt. Damit reagierte Macron auf die seit Tagen anhaltende Kritik des Krisenmanagements der Regierung.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist am Dienstag in der Karibik eingetroffen.
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Außenminister Johnson im Krisengebiet

Nach wachsender Kritik an den Hilfsmaßnahmen der britischen Regierung kündigte Außenminister Boris Johnson ebenfalls an, in die Karibik zu reisen. Irma hatte auch britische Überseegebiete verwüstet.

Nachdem der Sturm den US-Bundesstaat Florida hinter sich gelassen hatte, bewegte er sich in der Nacht auf Dienstag an der Grenze der Bundesstaaten Alabama und Georgia nach Nordwesten. Bis zum Abend könnte sich das Tief den Prognosen zufolge auflösen. Irma schwächte sich am Montagabend bereits zu einem tropischen Tief ab, brachte aber weiterhin starken Regen, heftigen Wind und Überschwemmungen nach Georgia und South Carolina.

Britische Soldaten transportieren Hilfsgüter zu den Britischen Jungferninseln.
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Schäden werden in Florida sichtbar

In Florida begannen unterdessen die Aufräumarbeiten. Das Ausmaß der Schäden wurde dort nach und nach sichtbar. Der Sturm riss in vielen Gebieten Hausdächer herab und durchtrennte Leitungen. 6,2 Millionen Haushalte waren nach Behördenangaben vom Dienstagvormittag ohne Strom – fast 60 Prozent aller Anschlüsse in Florida. Nach Angaben des Hurrikanzentrums in Miami gingen die Sturmfluten in den Küstengebieten langsam zurück.

Gefahr durch Überschwemmungen bestand jedoch weiter. Jacksonville, mit rund 880.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundesstaats, stand unter Wasser. Die Pegelstände erreichten nach Angaben der Behörden Rekordhöhen. Ein Park in der Stadt glich einem See, wie auf Aufnahmen zu sehen war. Die Behörden versprachen, so schnell wie möglich die Strom- und Trinkwasserversorgung wiederherzustellen. In manchen Gebieten könnte das aber noch Wochen dauern.

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Langsam zeigt sich das Ausmaß der Zerstörung in Florida.
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Rotes Kreuz warnt vor Gefahren

Floridas Gouverneur Rick Scott sagte: "Wir wollen allen helfen, so schnell wie möglich wieder zum normalen Leben zurückzukehren." Das werde gleichwohl einige Zeit dauern, seien die Schäden mancherorts doch sehr groß. Das Rote Kreuz warnte vor den Gefahren durch überflutete und unterspülte Straßen sowie abgerissene Stromkabel.

In der Karibik gab es 37 Todesopfer, darunter zehn in Kuba, wie der Sender ABC berichtete. In den USA starben dem Sender zufolge weitere elf Menschen.

Irma war am vergangenen Mittwoch auf der kleinen Karibikinsel Barbuda an Land getroffen. Er war der stärkste jemals über dem Atlantik entstandene Hurrikan. Zudem hatte kein Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen über einen so langen Zeitraum Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern erzeugt. Einige Gegenden in der Karibik wurden so schwer zerstört, dass sie als unbewohnbar gelten.

Irma traf zuerst die karibische Insel Barbuda.
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Massive Verwüstung auf den Keys

Auf den Florida Keys boten sich Bilder massiver Verwüstung. Die Inseln waren von der Außenwelt abgeschnitten, Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen. Auf Bildern waren zerstörte Häuser zu sehen, sie hatten sich zum Teil von ihren Fundamenten gelöst. Boote wurden an Land gespült, Bäume waren eingeknickt. Die Inselgruppe vor der Südspitze Floridas war am Sonntag direkt vom Auge des Sturms getroffen worden.

Das Weiße Haus rechnete damit, dass geflohene Bewohner möglicherweise über Wochen nicht zurückkehren können. Es werde dauern, bis sich die Gegend von dem Sturm erholt habe, sagte der Heimatschutzberater des Weißen Hauses, Tom Bossert.

Der wirtschaftliche Schaden durch die Wirbelstürme Irma und Harvey beläuft sich den Analysten von Moody's Analytics zufolge voraussichtlich auf 150 bis 200 Milliarden Dollar (167 Milliarden Euro). Im dritten Quartal dürften die Auswirkungen der Hurrikans auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der USA bei fast 0,5 Prozentpunkten liegen, teilte die Ratingagentur am Dienstag mit. Die Schäden durch Irma bezifferten die Analysten auf 64 bis 92 Milliarden Dollar (53 bis 77 Milliarden Euro). (APA, 12.9.2017)