Göttingen – Mit jedem Atemzug gelangen unter anderem auch Pilzsporen in die Lunge, wo sie unter bestimmten Umständen gefährliche Infektionen auslösen können – doch unser Körper hat auch wirksame Gegenmaßnahmen gegen die Eindringlinge parat: Internationale Wissenschafter fanden nun heraus, dass das Immunsystem des Menschen bei den Pilzsporen in der Lunge eine Art Selbstmord-Mechanismus auslöst, der dazu führt, dass die Sporen sich selbst zerstören.

An invasiven Pilzinfektionen sterben jedes Jahr weltweit genauso viele Menschen wie an Malaria oder Tuberkulose. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können die Sporen über die Lunge ins Blut und von dort aus in Organe einschließlich des Gehirns gelangen. Das kann zu gefährlichen Mykosen führen, die häufig tödlich enden.

Zehn Milliarden Pilzsporen pro Tag

Die Forscher aus Deutschland, Israel und den USA gingen nun der Frage nach, weshalb Menschen mit intaktem Immunsystem nicht häufiger krank werden, obwohl wir jeden Tag bis zu zehn Milliarden Pilzsporen einatmen, und wie das Immunsystem die Pilzsporen daran hindert, sich im Körper zu verbreiten.

"Wir haben herausgefunden, dass unsere menschlichen neutrophilen Immunzellen in der Lunge bei den Pilzsporen eine Art Selbstmord-Mechanismus auslösen", erläutert Gerhard Braus von der Universität Göttingen. Pilzsporen verfügen über ein Bir1 genanntes Schutzprotein gegen den pilzlichen Selbstmord. "Gelangen Pilzsporen in die Lunge, sendet die Immunzelle ein Signal aus, welches das Schutzprotein Bir1 ausschaltet", so Braus. "Als Folge davon zerstört sich die Pilzspore selbst."

Enthält ein Pilz mehrere Gene für Bir1 und damit auch mehr Bir1-Protein als normal, bleibt die Pilzspore geschützt und zerstört sich nicht. Die im Fachjournal "Science" veröffentlichten Ergebnisse der Studie könnten die Grundlage für neue therapeutische Strategien bilden, um Patienten mit Pilzinfektionen zu heilen. (red, 18.9.2017)