"Essen und Gesundheit lassen sich heute kaum mehr voneinander trennen", schreiben die Autoren des European Food Trends Report.

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Zürich –Wenn es ums Essen geht, dann lassen sich zwei Entwicklungen besonders deutlich beobachten, heißt es im aktuellen "European Food Trends Report": Essen ist Gesundheit und Essen ist Hightech.

Frühstück, Mittag- und Abendessen waren klar begrenzte Erlebnisse, meist zelebriert in Ritualen der Gemeinschaft. Bis vor wenigen Jahren galt: Essen ist ein zeitlich begrenzter sozialer Akt. Und heute? Nahrungsaufnahme passiere mittlerweile überall und stehe mit vielen Lebensbereichen in Verbindung: "Es ist Wellness-Erlebnis und Lifestyle, Orientierungspunkt der Identitätsbildung des modernen Ichs, Kompass auf der Suche nach Moral und manchmal Ersatzreligion", schreiben die Autoren der am Montag vorgestellten Studie des Gottlieb Duttweiler Institutes (GDI).

Dem Essen würden immer neue Funktionen zugeordnet: Es gehe heute weit über Ernährung hinaus und soll nicht mehr nur schmecken und satt machen. Es soll auch dem inneren Wohlbefinden dienen. "Essen und Gesundheit lassen sich heute kaum mehr voneinander trennen." Zu stark würden sie einander gegenseitig beeinflussen, zu hoch seien die Erwartungen an die Wohltat gelingender Ernährung. Als die "wichtigste Facette" wird in der Studie deshalb die Gesundheit bezeichnet: "Wir sind heute vom Essen nahezu besessen."

Essen als Hightech-Produkt

Als weiteren aktuellen Trend sieht die GDI-Studie "Essen als Hightech". Dies beginne schon bei den Nahrungsmitteln selbst, indem etwa Konsumenten heute auf Burger-Imitate aus Pflanzenfasern zurückgreifen könnten. Zudem werde geforscht, wie Fleisch im Labor gezüchtet werden könne.

Die Akzeptanz von Laborfleisch sei zwar noch nicht allzu groß. Für viele Menschen klinge das wohl noch zu sehr nach Science-Fiction. Doch der Preis für sei schon im Sinken, "der Weg auf den Massenmarkt scheint sich zu ebnen". Zudem seien bereits entsprechende Kochbücher auf dem Markt – etwa mit einem Rezept für ein Steak in Form eines gestrickten Schals.

"Smart Tags" messen den Frischegrad

Hightech gewinnt auch rund um die Nahrungsmittel an Bedeutung. So könnte etwa ein angebrachter Chip den exakten Weg eines Produktes festhalten, womit sich auch Fälschungen entdecken ließen. Die Studie verweist zudem auf praktische "Zusatzfunktionen der Verpackungen". So könnte ein "Smart Tag" den Frischegrad der Produkte im Innern messen und diesen mit einer Farbskala signalisieren. So könnte dem Konsumenten angezeigt werden, dass das Nahrungsmittel – trotz abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum – noch essbar sei.

Der Wandel hat der Studie zufolge die gesamte Architektur der Wertschöpfungskette erfasst. "Die Food-Welt steht Kopf." Der lineare Weg vom Rohstoff zum Kunden, der der Reihe nach über Produktion, Verarbeitung und Handel ging, sei nicht mehr der einzige. Alle Komponenten seien heute vernetzt. "Es findet eine Neuanordnung zu einem Wertschöpfungsnetzwerk statt." Dabei rücke der Konsument immer mehr ins Zentrum. Dessen Bedürfnisse verändern die Architektur dieses Netzwerks. "Es entstehen Nischen für neue Geschäftsmodelle." (APA, 12.9.2017)