Dominic Thiem: "Für die meisten Topspieler ist es mehr Belastung als Freude."

Foto: APA/AP/David Josek

Wien – Wenige Tage vor der Heimbegegnung in Wels gegen Rumänien hat Dominic Thiem die ausgebliebene Davis-Cup-Reform hart kritisiert. "Ich bin definitiv enttäuscht, und ich bin nicht der Einzige. Für die meisten Topspieler ist es mehr Belastung als Freude, zum Davis Cup zu fahren", sagte Österreichs Nummer eins im Tennis am Montag. Thiem sprach von einer "großen verpassten Chance".

Die Einbettung des traditionellen ITF-Teambewerbs in den Jahreskalender der ATP-Tour ist wegen der Zusatzbelastung und Terminkollisionen für viele Profis seit jeher ein Problem. Deshalb ist Thiem überzeugt: "Wenn der Team-Cup der ATP kommt und so aufgezogen wird wie geplant, wird er dem Davis Cup sehr schnell den Rang ablaufen."

"Fast schon ein Riesenskandal"

Dass man bei einer – unwahrscheinlichen – Niederlage gegen Rumänien den nächsten Davis-Cup-Termin unmittelbar vor dem Wiener Stadthallenturnier hätte, ist für den Österreicher geradezu unverständlich. "Es ist fast schon ein Riesenskandal, dass die ITF das überhaupt so plant. Der Termin ist eine Frechheit. Gut, dass eine Niederlage gegen Rumänien hoffentlich eh nicht zur Debatte steht."

Abseits dieser Planungs-Problematik freut sich Thiem aber schon sehr auf seinen ersten Davis-Cup-Auftritt seit eineinhalb Jahren. "Ich habe Kitzbühel nicht gespielt, also ist es mein offizielles Heim-Debüt in diesem Jahr. Da ist sehr viel Vorfreude. Ich hoffe auf einen vollen Centrecourt und gute Stimmung", sagte Thiem.

Ein Sieg stehe für ihn außer Frage. "Die besten zwei Rumänen fehlen. Wir müssen zwar mit Respekt reingehen, aber über den Favoriten sollte es keine Frage geben. Hauptziel ist, dass wir die Partie souverän gewinnen."

"Oben zu bleiben ist kein Ziel"

Mit dem Gruppenerhalt dürfe man sich aber auf keinen Fall zufriedengeben, betonte der Weltranglisten-Siebente. "Oben zu bleiben ist kein Ziel, sondern ein Muss. Das Ziel in näherer Zukunft ist vielmehr, wieder um die Weltgruppe zu spielen. Das ist drin für Österreich, wir sollten also weiter rauf schauen."

Zur Vorfreude gesellten sich bei Thiem auch Sorgen, aber die bezogen sich vor allem auf das Wetter. "Wenn das mitspielt, wird es eine Super-Woche. Wir müssen alle aufessen, damit die Sonne scheint."

Die Umstellung nach der Übersee-Hartplatztournee auf Sand ist für Thiem kein Problem. "Das ist für mich, wie wenn ich nach langer Zeit nach Hause komme. Ich bin sofort umgestellt, und ich habe ja noch einige Trainingstage", betonte der Halbfinalist der French Open.

Vielmehr weint Thiem der Tatsache nach, dass nach dem Davis Cup bis ins nächste Frühjahr hinein praktisch nur noch auf (Hallen-)Hartplatz gespielt wird. "Es wird also ein Abschied vom Sand für längere Zeit, und ich will versuchen, Wels so sehr wie möglich zu genießen." (APA, 12.9.2017)