Thomas Ziegler und ...

Foto: Brucknerhaus Linz

... Hans-Joachim Frey haben sich zum Wohle des Linzer Brucknerhauses wiederholt zusammengerauft. Das beschert Kunst von Waleri Gergijew oder Franz Welser-Möst.

Foto: R. Winkler

STANDARD: Herr Frey, das heurige Brucknerfest, das sechste und letzte unter Ihrer Leitung, steht unter dem Motto "Bruckner elementar". Was ist denn das Elementare, das Sie an Bruckner zum Vorschein bringen möchten?

Frey: Das Brucknerfest gibt es seit 43 Jahren, und Bruckner ist der wichtigste Komponist aus Oberösterreich. Natürlich muss man sehen, wie man das Thema immer wieder neu aufbereitet. Zuletzt hatten wir große Länderschwerpunkte mit Russland, China und Südkorea. Für mich war es ganz wichtig, zum Schluss zusammenzuführen, was Bruckner ausmacht, auch im Zusammenhang mit seinen Zeitgenossen: wo er Grenzen gesprengt hat, wo er Vorbild war – als großer symphonischer Komponist, der die Möglichkeiten der Gattung ausgelotet hat.

STANDARD: Hat sich Ihr Bruckner-Bild im Laufe der Jahre geändert?

Frey: Ja, sehr. Ich sehe ihn heute als jemanden an, der natürlich die größten Symphonien seiner Zeit geschrieben hat, der auf der anderen Seite ein nicht so spannendes Einsiedlerleben geführt hat. Vielleicht hatte er, psychologisch betrachtet, erst dadurch das Bedürfnis, Grenzen zu sprengen. Eine Art Kompensation. Andererseits haben die katholischen Mönche immer schon gerne gut gegessen und gutes Bier getrunken ... (Thomas Ziegler betritt den Raum)

Ziegler: Sprichst du gerade von dir?

Frey: (lacht) ... nein, von Bruckner: Er hat es deftig geliebt und liebte auch deftige Musik. Das macht ihn auch liebenswert.

STANDARD: Wie stellen Sie sich der Herausforderung, ihn aus heutiger Perspektive zu betrachten?

Frey: Wir wollten in den letzten Jahren immer auch zeigen, dass Bruckner eine Person ist, die noch immer modern ist. Deswegen ist er nicht nur durch eine Gesamtaufführung seiner Symphonien durch Waleri Gergijew innerhalb von drei Jahren präsent, sondern haben wir auch zeitgenössische Werke im Programm, mit denen etwa Franz Welser-Möst anreist.

STANDARD: Herr Ziegler, die Liva (Linzer Veranstaltungsgesellschaft) wurde gerade neu aufgestellt – inwiefern?

Ziegler: Jedes Unternehmen muss sich weiterentwickeln. Die Liva war als lange Zeit gewachsenes Unternehmen wie ein großer Frachtkahn und nicht mehr ganz so beweglich. Wir haben daher eine zentrale Unternehmenskommunikation gebildet. Früher haben sich manche Techniker der verschiedenen Einrichtungen in Linz nicht einmal gekannt, das ist jetzt anders. Da ist eine wunderbare Symbiose zwischen Liva und Design Center entstanden – auch im Rahmen der Klangwolke.

STANDARD: Synergien nutzen und Abläufe beschleunigen ist häufig ein Synonym für Einsparungen.

Ziegler: Billiger werden können wir nicht. Kultur ist weltweit ein Produkt, das von Zuwendungen aus öffentlicher und privater Hand lebt. Wir konnten die Auslastung erhöhen und die Erlöse steigern. Den heurigen Wirtschaftsplan werden wir sicher erreichen und vielleicht sogar übertreffen können.

STANDARD: Sind sich wirtschaftliche und künstlerische Erwägungen bei Ihnen beiden mitunter in die Quere gekommen?

Ziegler: Es ist natürlich immer so, dass ein Kaufmann und ein Künstler unterschiedliche Sichtweisen haben. Wir haben nie versucht, Programme und Budgets nur zu verwalten, sondern haben hautnah zusammengearbeitet.

Frey: Ich muss betonen, dass wir uns ausgezeichnet zusammengerauft haben – es gibt ein so gutes Klima zwischen kaufmännischer und künstlerischer Geschäftsführung wie noch nie. Wir planen auch ganz bewusst beim Brucknerfest eine Reihe von Programmen, bei denen uns die künstlerische Innovation wichtig ist und wir gar nicht mit großen Einnahmen rechnen. Und natürlich planen wir auch Konzerte ein, die ausverkauft sein werden. Entsprechend können wir das Risiko sehr gut minimieren. (Daniel Ender, 12.9.2017)