Erna Solberg kann aufatmen: Ihr Bündnis bekam bei der Parlamentswahl in Norwegen die relative Mehrheit, und die konservative Ministerpräsidentin wird wohl noch eine zweite Amtszeit anhängen können. Doch ausgelassener Jubel ist nicht angebracht – schließlich muss Solbergs Partei im Storting, dem norwegischen Parlament, leichte Mandatsverluste hinnehmen.

Solbergs Erfolg ist vielmehr mit dem klaren Minus bei den Sozialdemokraten zu erklären, auch wenn diese knapp stimmenstärkste Partei bleiben. Die Truppe von Jonas Gahr Støre galt noch vor einem Jahr als klarer Favorit, vermasselte dann aber ihre Strategie – und zwar gründlich -, indem sie sich fast ausschließlich auf die schwächelnde Wirtschaft Norwegens konzentrierte. Anfangs ein guter Schachzug, im Endeffekt allerdings ein fataler. Denn die Solberg-Regierung bekam die Folgen des Preisverfalls in dem für Norwegen so existenziell wichtigen Erdölsektor gut in den Griff. Das, und die fortan positive Entwicklung, überzeugte dann am Montag auch die Wähler an den Urnen.

Dass Solberg ihren Sieg nicht auskosten kann, liegt auch daran, dass sie nun vor besonders schwierigen Koalitionsverhandlungen steht. So wollen die Christdemokraten nicht mehr eine Minderheitsregierung dulden, in der die rechtspopulistische Fortschrittspartei sitzt. Diese war allerdings bisher Solbergs verlässlicher Mehrheitsbeschaffer im Parlament. Große Wahlsiege sehen anders aus. (Gianluca Wallisch, 12.9.2017)