Ankara – Die türkischen Behörden haben am Dienstag mindestens 15 Anwälte einer Vereinigung festgenommen, die zwei seit Monaten verhaftete und in den Hungerstreik getretene Akademiker unterstützt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, erfolgten die Festnahmen in Ankara und Istanbul.

Wegen der Inhaftierung der Dozentin Nuriye Gülmen und des Lehrers Semih Özakca gibt es in Ankara seit Monaten Spannungen und nahezu täglich Unterstützerkundgebungen, gegen die die Polizei wiederholt einschritt.

Die Festnahme der Anwälte erfolgte zwei Tage vor der Eröffnung des Prozesses gegen Gülmen und Özakca. Sie waren im Zuge der landesweiten Verhaftungswelle nach dem gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016 aus dem Dienst entlassen worden und traten am 9. März in den Hungerstreik. Ende Mai wurden Gülmen und Özakca unter dem Vorwurf der Zugehörigkeit zur marxistischen Gruppierung DHKP-C inhaftiert.

Gesundheitszustand der Hungerstreikenden besorgniserregend

Die Anwaltsvereinigung selbst, das Büro für Volksrechte (HBB), teilte mit, die Festnahmewelle vom Dienstag habe insgesamt 18 Anwälten gegolten, von denen mindestens 13 festgenommen worden seien. Über das Schicksal der anderen fünf Anwälte sei nichts bekannt. Der Gesundheitszustand der Hungerstreikenden löste Sorge aus. Sie nehmen nur gesüßtes und gesalzenes Wasser, Kräutertee und Vitamin B1 zu sich.

Die Unterstützerkampagne für Gülmen und Özakca steht unter dem Motto "Hungrig auf Jobs". Nach dem Putschversuch wurden in der Türkei mehr als 50.000 Menschen festgenommen und mehr als 140.000 entlassen. Der Hungerstreik von Gülmen und Özakca wurde zum Symbol für den Widerstand gegen nicht gerechtfertigte Entlassungen. Nach der Festnahme der Anwälte sagte Esra Özakca, die Frau von Semih Özakca: "Das soll uns zum Aufgeben bewegen." Ihr Mann und Nuriye Gülmen würden am Tag der Prozesseröffnung aber "nicht ohne Anwälte" dastehen. (APA, 12.7.2017)