Im Zuge der iPhone-Präsentation am vergangenen Dienstag hat Apple unter anderem die Möglichkeiten seiner Augmented-Reality-Plattform ARKit demonstriert, die in dem am 19. September erscheinenden iPhone- und iPad-Betriebssystem iOS 11 integriert sein wird. So überlies man dem Studio Directive Games für ein paar Minuten die Bühne, um das zeitgleich startende Echtzeitstrategiespiel "The Machines" zu präsentieren.

Das Besondere daran: Das Spiel wird virtuell auf eine reale Fläche, wie einen Tisch, projiziert, wodurch Spieler auf das iPhone gebannt rund um den das Schlachtfeld gehen können. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, macht man einen Schritt zurück, um Kämpfe im Detail zu verfolgen, geht man nahe heran. Beeindruckend ist vor allem die dahinterstehende Technik: Auf Basis der Unreal Engine 4 werden 1,2 Millionen Polygone gleichzeitig und 4K-Texturen berechnet, um das Geschehen aus jedem Winkel attraktiv aussehen zu lassen. Spatial-Sound sorgt dafür, dass Töne stets im Bezug zur Position des Spielers wahrgenommen werden. Lokale Mehrspielergefechte sind genauso möglich wie Online-Partien.

CNET

Kurze Illusion

Wenngleich die Demo zu "The Machines" speziell auf Technologieseiten für Aufsehen sorgte, zeigten sich Spieler auf Branchenseiten bislang weniger beeindruckt von dem Konzept, das stark an eine vorangegangene AR-Demo von Microsoft zu "Minecraft" erinnerte. Denn obwohl die derartige Verschmelzung von Spiel und Realität als Technikschau etwas hermacht, stellt sich die Frage, wer ein Strategiespiel auf diese Weise tatsächlich spielen will. Der Einsatz von AR bringt zwar frischen Wind in etablierte Spielmechaniken, macht diese gleichzeitig aber auch deutlich umständlicher. Anstatt die Karte mit einer Fingergeste einfach zu drehen oder hereinzuzoomen, muss man sich nun selbst für die kleinsten Kameraanpassungen bewegen.

Infrage stellen muss man auch, um viel mehr Spieler dadurch tatsächlich von dem Geschehen vereinnahmt werden als bei herkömmlichen Games, wie es die Entwickler behaupten. Denn obwohl die Illusion erzeugt wird, ein Spielfeld in der realen Umgebung abgebildet zu haben, blickt man letztendlich stets auf einen relativ kleinen Bildschirm. Und anders als bei Virtual-Reality-Lösungen ist das Bild hier nicht blickfeldumfassend.

Abwarten

Ob dies Spieler begeistern wird, von der Couch auf zu stehen oder doch einfach zu bequemeren Alternativen greifen lässt, bleibt daher abzuwarten. Immerhin: Nach zahlreichen ähnlichen AR-Technikdemos ist "The Machines" ein reales Game, das am 22. September für iOS erscheinen wird.

Im Rennen um spannende Einsatzzwecke für Augmented Reality sieht sich Apple unterdessen weiterhin starker Konkurrenz ausgesetzt. Unter anderem investieren Google und Microsoft kräftig in Eigenentwicklungen und AR-Headsets. Für Aufsehen sorgte auch immer wieder die Firma Magic Leap. (zw, 13.92.2017)