Ankara/Berlin – Deutsche Diplomaten haben immer noch keinen Zugang zu einem am Sonntag auf dem Istanbuler Flughafen festgenommenen deutschen Staatsbürger. Der Mann befinde sich weiter in Polizeigewahrsam, sagte der Sprecher des deutschen Außenministeriums, Martin Schäfer, am Mittwoch. Eine konsularische Betreuung "ist uns verweigert worden".

Laut Schäfer wurde die deutsche Regierung von der Türkei noch immer nicht offiziell über die Festnahme informiert. Am Montag hatte das Außenministerium mitgeteilt, dass das Ehepaar türkischer Abstammung bei der Einreise in die Türkei festgenommen worden sei. Eine Person sei mittlerweile wieder frei, aber mit einer Ausreisesperre belegt worden, sagte Schäfer. Es sei weiter unklar, was dem Ehepaar vorgeworfen werde.

Weiteres Paar Ende August festgenommen

Bereits Ende August hatte die Türkei ein anderes deutsches Ehepaar mit türkischen Wurzeln bei der Einreise auf dem Flughafen von Antalya festgenommen. Beide sind inzwischen wieder frei. Während die Frau auch nach Deutschland zurückkehren durfte, wurde ihr Mann ebenfalls mit einer Ausreisesperre belegt.

Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan geht seit dem Putschversuch 2016 scharf gegen politische Gegner vor. Besonders im Fokus stehen Anhänger der Gülen-Bewegung, die Erdogan für den Putschversuch verantwortlich macht. Das deutsche Außenministerium hat bereits mehrfach seine Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei verschärft.

Mindestens elf Deutsche politische Gefangene der Türkei

Derzeit sind dem Ministerium zufolge mindestens elf Deutsche in der Türkei aus politischen Gründen im Gefängnis, drei von ihnen bereits seit Sommer 2016. Die bekanntesten Fälle sind der seit Februar inhaftierte "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel, die Ende April festgenommene Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu und der Anfang Juli festgenommene Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner. (APA, 13.9.2017)