Auch Kazaa war schon im Visier der NSA.

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Die frühen 2000er-Jahre brachten nicht einen Boom bei Internet-Breitbandverbindungen und auch die erste Welle des Online-Filesharings. Kazaa und eDonkey zählten zu den populärsten Systemen. In geteilten Ordnern stellten sich Nutzer gegenseitig diverse Inhalte zur Verfügung.

Dass der Austausch allerdings ganz und gar nicht privat ablief und leicht nachzuverfolgen war, wurde der breiten Öffentlichkeit erst bekannt, als Film- und Musikfirmen begannen, Nutzer wegen Urheberrechtsverletzungen zu klagen. Doch nicht nur die Rechteinhaber hatten ein wachsames Auge auf die P2P-Netzwerke. Wie von The Intercept veröffentlichte Dokumente aus dem Bestand des Whistleblowers Edward Snowden nun zeigen, zeigten sich auch Geheimdienste früh interessiert.

Kein Interesse an Musikaustausch

Dies geht aus Einträgen von SIDToday, der NSA-internen Nachrichtenseite, hervor, die aus dem Juni 2005 stammen. Beschrieben wird darin ein Programm namens "Fava" (File-Sharing Analysis and Vulnerability Assessment). Man wollte herausfinden, ob man aus dem Datenverkehr von Kazaa und Co. geheimdienstlich relevante Informationen ziehen konnte.

Hinter Nutzern, die Musikalben oder Filme tauschten, war man allerdings nicht her. So heißt es in einem Eintrag: "(…) wenn sie nur die neuesten Veröffentlichungen ihrer liebsten Popstars teilen, dann ist der Wert dieses Datenverkehrs für uns fraglich (nicht als Beleidigung an Britney Spears zu verstehen)."

Die NSA wollte die Datenströme auf breiterer Ebene analysieren und beschäftigte sich daher damit, die relativ schwache Verschlüsselung zu knacken. Besonders weit kam man dabei offenbar bei Kazaa. Hier schaffte man es, Registrierungseinträge direkt auf den Festplatten der User auszulesen. So erhielt man etwa E-Mail-Adressen, Usernamen, Länderkennung , den Speicherort der geteilten Dateien und zuletzt durchgeführte Suchen. Letztlich konnte man durch weitere Analyse tatsächlich auch Nutzer ermitteln, die eben nicht nur einfach nach Entertainment-Inhalten suchten.

Bittorrent

Auch Bittorrent, das erst einige Jahre nach den ersten P2P-Netzwerken populär wurde, wurde später in das Fava-Programm einbezogen. In einem weiteren Programm, "Grimplate", untersuchte man, wie Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums Bittorrent verwendeten und ob dies ein Sicherheitsrisiko darstelle.

Auch der mit der NSA verpartnerte britische Geheimdienst GCHQ widmete sich den Netzwerken. Mit "Dirty Rat" programmierte man eine webbasierte Anwendung, um Nutzer und heruntergeladene Dateien auf eMule und Bittorrent zu identifizieren. (red, 14.09.2017)