Tunis – Tunesische Musliminnen können in ihrer Heimat künftig nichtmuslimische Männer heiraten. Sämtliche Bestimmungen, die derartige Partnerschaften bisher untersagten, seien für null und nichtig erklärt worden, teilte das Präsidialamt am Donnerstag in Tunis mit.

Das bisherige Verbot hatte nur muslimische Frauen betroffen. KritikerInnen werteten es als diskriminierend und forderten seit langem eine Abschaffung der Verfügung von 1973 und nachfolgender Bestimmungen.

Organisationen der Zivilgesellschaft und MenschenrechtsaktivistInnen hatten vor einigen Monaten eine Kampagne mit diesem Ziel gestartet. Zu diesem Zweck reichten sie auch eine Klage vor dem Verwaltungsgericht ein. Die KlägerInnen argumentierten, die Bestimmungen verstießen gegen die in der Verfassung vorgesehene Gleichheit von Mann und Frau sowie gegen das Grundrecht jedes Menschen, seine PartnerInnen frei zu wählen.

Vorreiter für Frauenrechte

Am 13. August hatte Präsident Beji Caid Essebsi angekündigt, dass er die Regierung aufgefordert habe, den Erlass von 1973 zurückzunehmen. Bisher konnten Frauen in Tunesien in der Regel Nichtmuslime nur dann ehelichen, wenn sie eine Bestätigung vorweisen konnten, wonach ihr Ehemann zum Islam konvertierte.

Tunesien gilt zwar als Vorreiter für Frauenrechte in der arabischen Welt. Aber noch immer leiden viele Frauen in dem nordafrikanischen Land unter Diskriminierung und Gewalt. (APA, 14.9.2017)