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Baustelle Wahlkampf: Angela Merkel hofft auf die Mehrheit.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Berlin – Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich scharf gegen Tabus und Generalisierungen in der Diskussion über Kriminalität von Migranten und Flüchtlingen gewandt. Eine Bürgerin hatte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Klartext, Frau Merkel" gesagt, nach dem Zuzug von Flüchtlingen und Migranten in den vergangenen Jahren gebe es mehrere hunderttausend alleinstehende Männer mit rückständigem Frauenbild im Land. Die Zahl von Vergewaltigungen durch Zuwanderer sei dramatisch gestiegen.

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Merkel entgegnete: "Es darf, wenn es um Kriminalität geht, überhaupt gar keine Tabuthemen geben." Es habe aber schon vor dem Zuzug schreckliche Sexualdelikte in Deutschland gegeben. Es gebe schlimme Einzelfälle, Straftäter müssten das Land verlassen. "Aber das, was Sie jetzt hier als das große demografische Problem herausstellen, das sehe ich nicht." Zugleich betonte sie: "Wir sollten damit nicht alle unter einen Generalverdacht stellen."

Offener Blick für jeden

Wenn unterstellt werde, dass eine große Zahl junger Migranten und Flüchtlinge das demografische Gleichgewicht in Deutschland in Unordnung bringen könne, könne sie nur sagen: "Das glaube ich nicht." Der Staat müsse hart gegen sexuelle Vergehen und jede Straftat vorgehen. Jeder habe aber bei der Integration einen offenen Blick auf seine spezielle Situation verdient.

Ein syrischer Flüchtling nutzte die TV-Debatte für eine Liebeserklärung an die Kanzlerin. Der junge Mann, der nach eigenen Worten in Duisburg als Praxishelfer arbeitet, sagte: "Bevor Sie meinen Namen kennen: Ich liebe Sie."

Als er lachend nachschob, seine Frau werde das jetzt sehen, erwiderte Merkel: "Die wird schon verstehen, wie Sie's meinen." Der Syrer fuhr fort: "Die Frau Merkel ist die Beste nach meinem Papa und Mama, weil sie mit Herz arbeitet."

Die Kanzlerin hatte es im Herbst 2015 ermöglicht, dass Migranten und Flüchtlinge unter anderem aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland kommen konnten. Dafür war sie zunächst von Teilen der Bevölkerung gelobt und später scharf kritisiert worden. (APA, 15.9.2017)