Jeffrey Tambor geht als Maura Pfefferman in "Transparent" in die vierte Staffel.

Ja, es gibt sie noch, die glücklichen Momente. Einen solchen hatte ich vergangene Woche, als bekannt wurde, dass es eine Fortsetzung von "Futurama" gibt. Genau handelt es sich um eine Doppelfolge in Form eines Podcasts, ein akustisches Erlebnis! Fry, Bender, Leela und die anderen haben die Stimmen der Originalsprecher, und es kracht, zischt und holtert und poltert, dass es eine Freude ist. Matt Groening und David X. Cohen sind verantwortlich, ein Autorenteam der TV-Serie schrieb das Drehbuch, was soll ich sagen – es ist eine Freude!

Nerdist

Die kommende Woche ist gespickt mit Nettigkeiten. Davor aber noch die SPOILERWARNUNG: Wer in einer vagen Inhaltsangabe schlimmsten Verrat vermutet, möge sich hiermit alarmiert wissen und bitte so gut sein und nur das Fettgedruckte lesen.

Freitag, 22. September: "Transparent", Amazon
In "Transparent" ging es immer schon um Abhängigkeiten.
Sex, Romantik, Daueraufgeregtheit, alles Sachen, von denen die einzigartigen Pfeffermans nicht lassen können. Shelly Pfefferman zum Beispiel, die Frau hat einiges mitgemacht – ein Mann, der nach jahrelanger Ehe plötzlich im Kittel antanzt und sich fortan Maura rufen lassen will. Ein Shelly-Moment gewissermaßen, der darin besteht, große Veränderungen tapfer durchzustehen, gleich welche Spuren sie hinterlassen.

Zum Auftakt der vierten Staffel gibt es wieder so einen Shelly-Moment: Als ihr beim Übersiedeln die Nachbarin wegen des geparkten Trucks auf die Nerven geht, geht die Gute auf wie ein Germteig, und zwar so, dass Sohn Josh sie sanft, aber sicher wegführen muss, andernfalls er für nichts garantieren könnte. Es fällt auch der schöne Satz "Get the truck out of here!". Loving it!

Shelly wird übrigens gespielt von Judith Light, die alle mir wohlgesonnenen MitwisserInnen aus der eher mittellustigen 90er-Jahre Serie "Wer ist hier der Boss?" kennen. Zur Erinnerung: Sie ließ sich da als Alleinerzieherin und Karrierefrau von einem ewig gutgelaunten, aber aufgrund seiner ausgeprägten Bauch- und Brustmuskulatur irgendwie faszinierenden Haushälter und Alleinerzieher den Teppich klopfen (Tony Danza samt Serienstöpsel Alyssa Milano, spätere Hexe aus "Charmed"). Das Ganze war reichlich albern und auch ziemlich spießig, so wie eben viele der Sitcoms dieser Zeit. Danza wird soeben von Netflix aus der Versenkung gehoben, demnächst soll er dort in der Serie "The Good Cop" einen ebensolchen spielen. Man wird sich das anschauen müssen.

Doch zurück zu "Transparent", wo es diesmal um die Wurzeln des eigenartigen Clans geht: Folge zwei – und so viel darf man verraten, ohne als Spoileristin in die ewige Verdammnis gewünscht zu werden – beginnt mit einem Song aus "Jesus Christ Superstar" von Andrew Lloyd Webber. Yvonne Eliman sang 1970 "Everything's Alright". Die Scheibe lag, als ich im hörfähigen Alter war, auf meinem Plattenspieler, ich hab' sie immer noch, bei nächster Gelegenheit muss ich da wieder reinhören. Also, "Jesus Christ Superstar" ist natürlich in dem Zusammenhang ein guter Witz auf die Mütter, Väter und Kinder der Hippie-Generation, weil die Gottverbundenheit der Pfeffermans so nicht offenkundig ist, umgekehrt deren Ringen um Wahrhaftigkeit etwas Göttliches an sich hat. Jedenfalls plant Maura einen Trip nach Israel, Tochter Ali will mit, und, wie es scheint, nicht nur sie, weil rundherum alles ziemlich versext ist, aber das ist es ja irgendwie andauernd.

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Noch ein Wort zu Jill Soloway, die es mit diesem grundchaotischen Familienverbund ungleich besser schafft, das komplizierte Verhalten der Geschlechter zur Paarungszeit zu verhandeln, als in ihrer Interpretation von Chris Kraus' "I Love Dick", mit dem ich mir schwertat. Staffel fünf von "Transparent" ist bereits beschlossene Sache, gut so, Maura, wir brauchen dich!

Montag, 25. September: "Star Trek: Discovery", Netflix
Eine Preview für Prie-View gab es nicht, deshalb bleibt die Vorfreude. Oder sagen wir: Neugierde. Oder Skepsis? Im Moment wechseln meine Erwartungshaltungen fast in Warpgeschwindigkeit, und dann verliert man sich gern in Randerscheinungen. Als Teilzeit-Trekkie faszinierten mich die kreativen Zugänge in Geschlechterfragen. Während des Studiums analysierte ich eine Folge mit Gesprächssequenzen zwischen Captain Kirk und den Frauen an Bord, um zum Schluss zu kommen, dass sich vieles von oben herab abspielte.

Kate Mulgrew verehre ich und war nervös wie ein Firmling, als ich sie das erste Mal bei einer Bühnenshow für "Orange Is the New Black" sah. Mulgrew war hinreißend und cool, wie man sich das vorstellen kann. In "Star Trek: Discovery" führen offenbar wieder Frauen das Regiment, das kann, muss aber nicht automatisch ein Vorteil sein. Sonequa Martin-Green und Michelle Yeoh sind quasi Kirk und Spock, die Handlung setzt zehn Jahre vor der Raumschiff-Enterprise-Ära ein, und wenn es nach dem Willen von Netflix geht, sollte an diesem Tag eine neue Zeitrechnung beginnen. Möge die Macht mit ihnen sein, aber das gehört wohl nicht hierher? (Witz). Übrigens hat sich Netflix etwas ausgedacht: Alle Folgen sollen klingonisch untertitelt sein. Das ist doch nett.

Netflix

Mittwoch, 27. September: "Das Leben danach", ARD, 20.15 Uhr
Der Strafprozess um die Loveparade-Katastrophe von Duisburg beginnt am 8. Dezember. Bei dem Technofestival waren am 24. Juli 2010 an einer Engstelle 21 Menschen im Gedränge tödlich verletzt worden, mindestens 652 wurden verletzt. Antonia Schneider (Jella Haase) hat überlebt, aber gut ist das nicht. Denn Jella kämpft mit dem Trauma, das sich in Albträumen und unbändiger Zerstörungswut ausdrückt. In einem solchen Anfall zertritt sie die Gedenkstätte am Tunnel, wo das Unglück geschah. Sascha (Carlo Ljubek), Taxler im Dienst, schnappt sie auf und fährt sie heim. Er sei ebenfalls Überlebender, sagt er. Und auch daran ist nichts gut. Eva und Volker A. Zahn (Buch) und Nicole Weegmann (Regie) schildern in diesem verstörenden Drama die Folgen einer Katastrophe, die zwangsläufig in die nächste Katastrophe münden. Rechtzeitig zum Prozessbeginn.

Foto: WDR/Alexander Fischerkoesen

Donnerstag, 28. September: "Unerwünscht", Arte, 20.15 Uhr
Das schaut nicht gut aus. Dunkelheit, ein Innenhof, eine Frau, ein Mann ist hinter ihr her. Er will sie kriegen, und er kriegt sie auch. Einige unschöne Szenen stehen am Beginn von "Unerwünscht", und man fragt sich manchmal, ob diese Darstellung von Gewalt an Frauen sein muss. Im vorliegenden Fall wird man argumentieren, dass es um häusliche Gewalt und Übergriffe geht. Man hätte aber auch gut darauf verzichten können, denn diese zehnteilige Serie von Stéphane Bourguignon (Drehbuch) und Rafaël Ouellet (Regie) erzählt recht konzentriert den Neueinstieg einer Frau, die sich stellt, von Marie, die sich mitten im kanadischen Provinzkaff Fatale-Station ansiedelt und nicht gerade erwünscht ist. In die Quere kommt ihr Jean Gallagher (Micheline Lanctôt), eine gemeine Ortspatronin, die sie mit allen Mitteln weghaben will. Wie der Name vermuten lässt, lebt es sich hier nicht uneingeschränkt gut, schon gar nicht für "Zugereiste", wie Marie eine ist. Ein schwelender Konflikt mit First Nations steht ebenso im Raum, man darf annehmen, dass alles das bald eskaliert.

Die Trailer von ARTE

Dabei fällt mir ein: Fortsetzungen von "Fuller House" (22.9.), "Will & Grace" (28.9.) und "Designated Survivor" (28.9.) stehen bevor. Ich will es nur gesagt haben, für mich ist davon nichts von besonderem Interesse. Gegen "Full" und "Fuller House" empfinde ich eine tiefe, gewachsene Verachtung. Bei "Will & Grace" fand ich nie eingelöst, was die Grundkonstellation versprach. Zu "Designated Survivor" fehlte mir bisher schlicht die Zeit – hab' ich was versäumt?

Der Staffelstart von "Fuller House" ist auch der Trailer der Woche, um zu veranschaulichen, was ich meine. Nein, das ist nicht lustig.

Netflix

In diesem Sinne: frohes Schauen! (Doris Priesching, 21.9.2017)