Moffett Field – Am 7. September erschütterte ein Erdbeben der Stärke 8,2 Teile von Mexiko. Mindestens 98 Menschen kamen dabei ums Leben. Nach bisheriger Einschätzung war es das schwerste Beben in der Geschichte des lateinamerikanischen Landes. Kurz nach der Katastrophe tauchten im Internet Videos mit mysteriösen grünlichen Lichterscheinungen im Nachhimmel über der Erdbebenzone auf. Derartige Phänomene sind bereits seit langem bekannt, eine eindeutige wissenschaftliche Erklärung existiert aber immer noch nicht dafür.

Video: Lichter über Mexiko City nach dem Erdbeben vom 7. September.
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Die ersten Berichte von Erdbebenlichtern stammen aus der Antike. Obwohl deren Wahrheitsgehalt lange Zeit bezweifelt wurde, machen überlieferte Zeugenberichte aus den vergangenen Jahrhunderten mittlerweile klar: derartige Erscheinungen kommen tatsächlich immer wieder vor. Auch 2009 beim Erdbeben von L’Aquila in Italien waren vor und während der Erschütterungen Lichter beobachtet worden, ebenso bei dem schweren Erdbeben in Neuseeland am 14. November 2016, wo Zeugen von blauen Blitzen über Wellington berichteten.

Gut dokumentiertes Phänomen

"Diese Lichterscheinungen sind heute recht gut dokumentiert", erklärt Friedemann Freund vom Ames Research Center der Nasa, der sich mit dem Phänomen eingehend beschäftigt hat. "Das liegt vor allem an den vielen Sicherheitskameras, die Tag und Nacht eingeschaltet sind." Was die exakte Ursache betrifft, herrscht nach wie vor keine Einigkeit unter den Experten. Dies liegt unter anderem an den unterschiedlichen Erscheinungsformen der Lichter.

Video: Erdbebenlichter beim Beben in Neuseeland am 14. November 2016.
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Unterschiedliche Ursachen

Wissenschafter gehen daher davon aus, dass auch die Auslöser der Lichtphänomene nicht immer dieselben sind. Manchmal haben die Lichter vulkanische Ursachen, manchmal sind es Meteore, Polarlichter oder es ist einfach nur Wetterleuchten, also Blitze eines fernen Gewitters. Freund dagegen vermutet, dass die meisten ernstzunehmenden Erdbebenlicht-Ereignisse elektrische Entladungen sind, die aus dem Untergrund kommen und bis zu 200 Meter über dem Boden auftreten können.

Eine Theorie dahinter ist, dass bei vulkanischem oder metamorphem Gestein unter Stress molekulare Verbindungen brechen und ionisierter Sauerstoff entweicht. "Je schneller ein Felsen beim Erdbeben gestreckt wird, desto mehr dieser positiv geladenen Ionen verlassen das Gestein", erklärt Freund. Dabei könnten im Untergrund Ionen-Schichten entstehen, also lokale elektrische Felder, die sich bei entsprechender Stärke sichtbar entladen.

Video: Ein weiteres Beispiel für Lichterscheinungen beim Beben in Neuseeland am 14. November 2016.
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Eine andere Möglichkeit ist, dass es sich bei Erdbebenlichtern um eine Form von Tribolumineszenz handelt. "Dabei entstehen kleine Blitzlichter, wenn chemische Verbindungen durch mechanische Beanspruchung brechen", so Freund. Diesen Effekt kann man unter bestimmten Bedingungen im Labor beobachten, wenn Körner unterschiedlicher Größe aneinander reiben.

Ob diese Erklärung aber tatsächlich auf die Erdbebenlichter zutrifft, lässt sich im Experiment schwer nachweisen, meint Freund. Dafür seien die Größenverhältnisse einfach zu unterschiedlich. Mit der wachsenden Anzahl von Videoaufnahmen hätten die Forscher aber eine gute Grundlage, um dem Phänomen eines Tages auf den Grund zu gehen, hofft der Experte. (tberg, 17.9.2017)