Washington – Der Hurrikan "Harvey" hat der zuletzt wieder besser in Fahrt gekommenen US-Wirtschaft im August einen Dämpfer verpasst. Sowohl die Einzelhändler als auch das produzierende Gewerbe spürten die Folgen des Wirbelsturms, der insbesondere im Bundesstaat Texas mit seinen Öl- und Gasanlagen verheerende Schäden angerichtet hatte.

Die Industriefirmen zwischen San Francisco und New York drosselten erstmals seit Januar die Produktion. Sie stellten 0,9 Prozent weniger her als im Vormonat, wie die US-Notenbank Fed am Freitag mitteilte. Sie ordnete einen Großteil des Rückgangs den Folgen des Wirbelsturms zu. Im September waren die USA vom nächsten Hurrikan heimgesucht worden. "Irma" hatte vor allem Florida getroffen.

Größter Rückgang seit sechs Monaten

Die Industrie trägt etwa 12 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Vereinigten Staaten bei. Das BIP hatte im Frühjahr mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3,0 Prozent zugelegt – auch dank der Konsumfreude der Verbraucher. Doch auch diese dürfte durch "Harvey" im August etwas getrübt worden sein: Die Erlöse der Einzelhändler sanken um 0,2 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Dies war der größte Rückgang seit sechs Monaten. Besonders Autos erwiesen sich im August als Ladenhüter: Hier gab es ein Minus von 1,6 Prozent. Als mögliche Ursachen für den Einbruch gelten auch hier die Folgen des Unwetters. Das Handelsministerium konnte den Einfluss des Wirbelsturms auf die Daten jedoch noch nicht eindeutig zuordnen.

Die US-Notenbank Fed rechnet mit einem anhaltenden Aufschwung. Sie entscheidet am Mittwoch wieder über den Leitzins: Er dürfte laut Experten in der Spanne zwischen 1,0 und 1,25 Prozent bleiben. Mit Spannung warten Beobachter zugleich darauf, ob die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen Signale für einen weiteren Schritt nach oben in diesem Jahr geben werden. Experten rätseln, ob "Harvey" auch die Zinspläne der Notenbank durcheinanderwirbeln wird. Der Blick auf frühere Unwetterkatastrophen zeigt jedoch, dass sich die Fed selbst von starken Stürmen nicht von ihrem Kurs abbringen ließ.

BayernLB-Ökonomin Christiane von Berg verweist darauf, dass wohl auch die September-Daten durch "Irma" beeinträchtigt werden dürften. Allerdings seien in der Zukunft durch die Stürme auch positive konjunkturelle Auswirkungen zu erwarten. So dürften im Einzelhandel viele Güter ersetzt werden, die vom Hurrikan zerstört wurden: "Gerade für die Automobilbranche könnte sich dies als Glücksfall erweisen. War der Automarkt in den USA bisher stark gesättigt, dürften nun die Verkäufe in den Südstaaten und in Florida wieder spürbar zulegen." (APA, 15.9.2017)