Wo alles begann: Am Hof von Sebastian Kurz' Oma in Zogelsdorf in Niederösterreich.

Foto: ÖVP

Zogelsdorf/Wien – Christian Kern hat eins, Heinz-Christian Strache ebenfalls – und seit Montag hat auch Sebastian Kurz sein erstes Wahlkampfvideo auf dem Markt. Nach dem SPÖ-Chef, der bereits Anfang Juni einen Blick in sein Familienalbum, in seinen Heimatbezirk Simmering und die Zeit als ÖBB-Chef sowie auf seine Begegnungen als Bundeskanzler mit berühmten Zeitgenossen wie dem Papst oder der deutschen Kanzlerin Angela Merkel inszenierte, und dem FPÖ-Chef, der seit ein paar Tagen bei Auftritten etwa als "Schlussmacher", Gehaltserhöhungsverhandler oder Hochzeitscrasher zu besichtigen ist, legte die ÖVP ihren ersten Film für den Wahlkampf vor.

Sebastian Kurz

Das Video soll nicht nur den Chef der "Neuen Volkspartei" ins Licht setzen, es würde sich von seiner Machart her durchaus auch als Tourismusfilm für Niederösterreich eignen, das in den schönsten Bildern vorbeiflimmert. Die Erzählkurve folgt der Spur "Von Zogelsdorf ins Kanzleramt". In der kleinen Ortschaft im Waldviertel hat demnach alles begonnen. Der Bauernhof der Oma mütterlicherseits, mit der Kurz im Video auf dem Bankerl vorm Haus sitzt, war für den Buben, der in Wien-Meidling aufwuchs und seine Wochenenden und Ferien auf dem Land verbrachte, "sowieso das Größte", auch weil er dort "viele Viecher und Haustiere gehabt" hat.

Cousine Marlene, die große Teile des Videos trägt und die dem geschwisterlosen Cousin Sebastian "sehr nahe" ist, weiß zu berichten, dass "Tiere immer seins" waren – zur Illustration kommt der Hund der Familie ins Bild – und Flohmarktbesuche meist mit neuen "Hasen, Meerschweinchen" endeten.

Radeln mit Papa, Marillenknödel zu Mittag

"Papa" Kurz, der, so erzählt Sohn Sebastian, mit Mama Kurz für die Vermittlung "sehr vieler Werte" gesorgt hat, wird als beliebter Partner für Radtouren vorgestellt, man radelt gemeinsam durch idyllische Hügellandschaften – "und wenn man daheim ist, gibt's immer was Gutes zum Essen". Am Videodrehtag waren das Marillenknödel, eingenommen an einem großen Tisch im Freien, Sonnenschein und fröhliche Menschen inklusive.

Der "Zusammenhalt in der Familie, aber auch dass man sich anstrengen muss, dass jeder seinen Beitrag leisten soll", werden von Kurz als "gewisse Grundwerte" referiert.

Dann erinnert sich "Mag. Fichtinger", der als "ehemaliger Lehrer von Sebastian" vorgestellt wird, an seinen Schüler, der, wenn er für eine Idee Begeisterung entwickelt habe, alles sammle, was an Information nötig sei, und "dann checkt er alles ab und sucht sich seine Leute".

Kurz beschreibt seine Jugend so, dass er eine hatte "wie jeder andere auch. Ich wollte definitiv nie Berufspolitiker werden." Nur habe er sich "recht früh" für Politik interessiert, allerdings, so erzählt er sinnierend im Holzschuppen der Oma, habe man ihm damals in der Jungen ÖVP Meidling gesagt: "Ich soll mich vielleicht in ein paar Jahren noch einmal melden." Dabei sollte Politik ja eigentlich etwas sein, "wo jeder mitmachen kann".

Bewegen statt Fehler suchen

Beim Tennisspielen darf dann "Florian, bester Freund von Sebastian", im Wahlwerbevideo mitmachen und ein paar Schläge für die Kamera ausführen. "Kristina, langjährige Mitarbeiterin von Sebastian", bestätigt im Ministerbüro, dass ihr Chef "nicht nach Fehlern sucht", denn im Team gehe es darum, "dass man was bewegen kann".

Das will Kurz, derzeit Außen- und Integrationsminister, schon seit 2011, als er mit nur 24 Jahren Integrationsstaatssekretär wurde "und mit einem massiven Gegenwind umgehen" musste, wie er im Video erzählt. Szenen aus dem Stadl der Oma wechseln sich mit Bildern vom Parlament und dem Ministerium in Wien ab. Die Politik sei für ihn ein "Bereich, der mich total erfüllt", erklärt der Kanzlerkandidat und bekommt dafür von "Marlene, Cousine von Sebastian", eine nachdrückliche Wahlempfehlung: "Ich bin davon überzeugt, dass er ein grandioser Bundeskanzler wird, weil er einfach für Menschen da ist." Nicht Beruf, sondern Berufung sei das für ihn. "Für mich ist er ein herzensguter Mensch, und das macht ihn im Grunde aus."

Dem ist aus ÖVP-Sicht nicht mehr viel hinzuzufügen, außer: "Kurz 2017. Es ist Zeit." (nim, 18.9.2017)