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Face ID setzt auf Infrarot- und vorhandenes Licht, das iPhone leuchtet also nicht

Foto: Reuters/Lam

Apples Face ID das Herzstück des neuen iPhone X. Künftig sollen Nutzer das Gerät entsperren, indem sie es kurz ansehen. Ein Gesichtsscanner identifiziert den richtigen User und gibt das iPhone frei. Das klingt zwar komfortabel, sorgte jedoch für eine Reihe von Bedenken. So warnte etwa NSA-Whistleblower Edward Snowden davor, Gesichtserkennung zu normalisieren. Und just bei der Präsentation des Features streikte der Gesichtsscanner. Jetzt hat sich Apple-Vize Craig Federighi zu Wort gemeldet, um Face ID ausführlich zu erklären (und zu bewerben).

3D-Scan

Für Entsetzen und Häme sorgte etwa, dass Samsungs Gesichtserkennung ausgetrickst werden konnte, indem dem Gerät ein Foto des Nutzers gezeigt wurde. Das soll bei Apple nicht funktionieren, da Face ID einen dreidimensionalen Abgleich macht. Das System ist einerseits mit Milliarden von Fotos gefüttert worden, andererseits wurden mit Testpersonen detaillierte Gesichtsaufnahmen durchgeführt. Dabei legte Apple laut Federighi Wert auf Diversität. So soll verhindert werden, dass das Feature bei weißen Nutzern hervorragend funktioniert, bei schwarzen oder asiatischen Menschen aber streikt. Ein Negativbeispiel dafür sind etwa Seifenspender, die schwarze Hände nicht erkennen.

Daten bleiben auf Gerät

Apples Face ID-System wird allerdings nicht durch iPhone X-Nutzerdaten verbessert. Die einzelnen Gesichtsscans sollen ausschließlich lokal gespeichert werden – und zwar verschlüsselt. Damit vollzieht Apple eine durchaus gewagte Gewichtung von Datenschutz über Funktionalität des Systems. Denn maschinelles Lernen, das mit einer Menge an Userdaten funktioniert, kann Features über Zeit enorm verbessern. Microsoft nutzt dies etwa bei der Skype-Echtzeitübersetzung.

Allerdings vermutet Apple wohl, dass Sicherheitsbedenken bei den Gesichtsscans eine große Rolle spielen können. Der Konzern kann mit der Architektur des Systems keine Daten an Polizeibehörden oder Geheimdienste weitergeben.

Ein Feature, kein Bug

Face ID soll in einer Vielzahl von Szenarien funktionieren – und in einer Reihe von Fällen absichtlich nicht. So soll auch der Fehler bei Federighis Präsentation zustande gekommen sein: Mitarbeiter sollen laut Apple backstage mit dem iPhone X interagiert haben, das nach fünf gescheiterten Gesichtsscans einen Passcode verlangt hat. Ein Code wird auch verlangt, wenn das Gerät abgeschaltet war oder Face ID 48 Stunden lang nicht benutzt wurde.

Schals, Sonnenbrillen oder Bärte sollen hingegen kein Problem für Face ID sein. Probleme gibt es hingegen, wenn große Teile des Gesichts verdeckt sind. Ärzte, die einen Mundschutz verwenden, können das iPhone X nicht mit ihrem Gesicht entsperren.

White Paper

Kurz vor dem Release des iPhone X Anfang November soll laut Federighi ein detailliertes White Paper publiziert werden, indem die sicherheitstechnischen Details der Face ID vorgestellt werden. So sollen Sicherheitsforscher dann die Möglichkeit haben, das System selbst auf etwaige Schwachstellen zu untersuchen. (fsc, 18.9.2017)