Freiburg – In der Küche nervt sie, in der Forschung ist sie als Modellorganismus nicht mehr wegzudenken: die Taufliege. Wissenschaftern der Uni Freiburg ist es nun gelungen, das komplette visuelle Netzwerk im Gehirn dieser Fliege zu entschlüsseln. Die Ergebnisse sollen der Hirnforschung zugute kommen.

Das gesamte visuelle Netzwerk im Gehirn einer Taufliegen-Larve (Drosophila melanogaster) umfasst 130 Zellen. Forscher um Simon Sprecher von der Universität Freiburg haben nun dieses in sich geschlossene Netzwerk mit all seinen Verbindungen – Konnektom genannt – entschlüsselt und beschreiben es im Fachblatt "eLife Sciences".

Langfristiges Ziel hinter der genauen Kartierung solcher Nervenzellen-Netzwerke mit ihren Verbindungen sei es, eine komplette Karte des Gehirns anlegen zu können. Auf dieser Basis hoffen Forscher, eines Tages die Informationsströme im Gehirn nachvollziehen zu können.

Wichtige Grundlagenforschung

Die Entschlüsselung des visuellen Netzwerks in der Taufliegen-Larve war dabei nur der erste Schritt. Sprecher und sein Team wollen nun in der nächsten Phase des Forschungsprojekts untersuchen, wie dieses Netzwerk das Verhalten beeinflusst und welche Zellen wie und was wahrnehmen, beispielsweise Licht oder Wärme.

Das Hirn der Taufliegen-Larve ist zwar mit 2.000 Zellen bei weitem kleiner als das der erwachsenen Drosophila mit 150.000, und erst recht das des Menschen mit schätzungsweise rund 80 Milliarden Zellen. Aber gerade wegen des stark vereinfachten Nervensystems und wegen ihrer kurzen Generationszeit bieten sich diese Fliegen für die Grundlagenforschung über das Gehirn an.

"Noch wissen wir viel zu wenig, wie ein Gehirn funktioniert", sagte Sprecher. "Erst wenn die normalen Funktionen dieses Organs einmal entschlüsselt sind, können wir versuchen zu verstehen, was bei Krankheiten falsch läuft." (APA, 25.9.2017)