Auch die Felsensittiche in Patagonien zählen zu den bedrohten Papageienarten.

Foto: Bill Conway

Gießen/Wien – Erst vergangene Woche stellte die Weltnaturschutzunion ihre aktualisierte Rote Liste der bedrohten Arten vor. Schon lange vertreten sind darauf Papageien: Seit den 1990er Jahren war bekannt, dass knapp ein Drittel der mittel- und südamerikanischen Papageienarten vom Aussterben bedroht ist. Ein internationales Forscherteam schlägt jetzt Alarm: "Die derzeitigen Artenschutzmaßnahmen beruhen leider auf völlig veralteten Daten und sind daher keineswegs ausreichend", fasst Juan F. Masello von der Universität Gießen das Ergebnis der Studie in "Biological Conservation" zusammen.

Die Forscher haben dafür 192 Papageien-Populationen in Lateinamerika untersucht. Viele der untersuchten Populationen seien multiplen Bedrohungen ausgesetzt, die meisten gehen vom Menschen aus. So beeinträchtige die Landwirtschaft 72 Prozent der Populationen, dicht gefolgt vom Wildvogelfang für den Handel (68 Prozent). Rodungen und andere menschliche Aktivitäten, die den Lebensraum der Tiere zerstören, bedrohen demnach mehr als 55 Prozent der untersuchten Populationen.

Handel blüht nach wie vor

"Diese Ergebnisse lassen auf ein deutlich höheres Risiko schließen als ursprünglich angenommen", schreiben die Forscher. Die Ergebnisse würden zeigen, dass der Fang wilder Papageien für den lokalen und internationalen Handel nach wie vor ein besonders starker Bedrohungsfaktor sei. In den 1980er und 1990er Jahren wurden Millionen von Vögeln in Lateinamerika gefangen und in die USA, nach Europa und Japan importiert.

Maßnahmen wie der U.S. Wild Bird Conservation Act (1992) oder das EU-Importverbot für Wildvögel (2007) hätten den Handel zwar stark eingeschränkt, so die Experten. Doch Südamerika, Südostasien und der Mittlere Osten spielten nach wie vor eine große Rolle beim legalen und illegalen Handel mit wilden Papageien. So gibt es der Studie zufolge in Bolivien, Brasilien, Mexiko und Peru einen blühenden Papageienhandel. Die Forscher mahnen daher an, dringend wirksame Maßnahmen gegen den Papageienhandel in diesen Regionen zu setzen. Auch Papageienpopulationen in direkter Nachbarschaft zu landwirtschaftlich genutzen Flächen müssten stärker geschützt werden. (red, 19.9.2017)