Dass die politische Führung in Großbritannien rund um den Brexit alles andere als eine gute Figur macht, das darf man wohl als unstrittig bezeichnen. Die Ausrutscher, Pirouetten und Dissonanzen der Regierung von Theresa May sind fast schon legendär. Immer für Sticheleien gut ist "ihr" Außenminister Boris Johnson, am liebsten dann, wenn die Premierministerin im Ausland weilt. Ist die Katze aus dem Haus ...

Der Ressortchef ist sich auch nicht zu blöde, falsche Wahlkampfansagen bezüglich der EU-Kosten der Briten in einem Gastkommentar zu wiederholen. Erlaubt ist, was gefällt, und Anti-Brüssel-Geschoße haben ihre Wirkung auf der Insel nie verfehlt. Eine oft gehörte Schlussfolgerung, die angesichts des Tollhauses der Intrigen naheliegen mag, sollte man aber mit Vorsicht genießen: nämlich jene, dass das britische Chaos und die Uneinigkeit in Sachen Brexit Land und Wirtschaft in ein Jammertal stürzen werden.

Schon bisher haben sich die diversen Hiobsbotschaften über die konjunkturelle Entwicklung als Humbug erwiesen. Die Wirtschaft boomt nicht gerade, doch das Wachstum ist solid und die Beschäftigung hervorragend. Die Inflation drückt zwar auf die Realeinkommen, doch der Sterling hat zuletzt wieder Erholungstendenzen gezeigt. Das kann auch stellvertretend dafür gesehen werden, dass die britischen Aussichten nach dem Brexit weit besser sind, als sie von Brüsseler Alarmisten gern dargestellt werden. (Andreas Schnauder, 18.9.2017)