Suu Kyi blieb in ihrer Rede an die Nation äußerst unkonkret.

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Islamisten in Bangladesch protestieren gegen die Gewalt gegen die muslimischen Rohingya.

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Hunderttausende sind bis jetzt nach Bangladesch geflüchtet.

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Wochenlang wurde sie für ihr Schweigen kritisiert, nun äußerte sich Myanmars De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi in einer Rede an die Nation erstmals öffentlich zur Gewalt gegen die muslimische Rohingya-Minderheit. Allzu konkret wurde die Friedensnobelpreisträgerin dabei freilich nicht.

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Ihre Regierung habe keine Angst vor einer internationalen Untersuchung, die zu einer nachhaltigen Befriedung der Region Rakhine führe, in der die meisten Rohingya leben. Die Militäroperation gegen die Minderheit, die auf Anschläge militanter Rohingya auf Sicherheitskräfte folgte, hunderte Zivilisten das Leben kostete und laut Uno-Angaben 380.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch fliehen ließ, verurteilte die ehemalige Dissidentin jedoch nur zögerlich.

"Leiden schnell beenden"

Myanmar verurteile "alle Menschenrechtsverletzungen" und fühle mit "allen, die von dem Konflikt betroffen" seien, erklärte sie in ihrer auf Englisch gehaltenen Ansprache. Die Regierung, die von China unterstützt, vom Westen aber zunehmend kritisiert wird, wolle "das Leiden aller Menschen so schnell wie möglich beenden", sagte Suu Kyi. Der Status der Flüchtlinge solle rasch geprüft, Täter vor Gericht gestellt werden.

Weltweit wird gegen die Gewalt an den als staatenlos geltenden Rohingya demonstriert. Die Uno bezeichnete das Vorgehen der myanmarischen Armee als "Beispiel für ethnische Säuberung". Suu Kyis Ansehen im Westen erlitt durch ihr Schweigen schweren Schaden. Die 72-Jährige, die 1991 für ihren Widerstand gegen die Militärdiktatur den Friedensnobelpreis erhielt und bis 2011 unter Hausarrest stand, hatte zuvor eine geplante Reise zur Generaldebatte der Uno-Vollversammlung in New York abgesagt.

Amnesty enttäuscht

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich von Suu Kyis Rede enttäuscht. Ihr Südostasien-Direktor James Gomez warf ihr vor, angesichts von schrecklichen Vorgängen in Rakhine mit ihrer Regierung den "Kopf in den Sand zu stecken". Es gebe klare Beweise dafür, dass dort eine "Kampagne zur ethnischen Säuberung" gegen Muslime in Gang sei. Gomez lobte die Regierungschefin aber dafür, dass sie Menschenrechtsverletzungen verurteilt habe. Zur Rolle von Myanmars Sicherheitskräften habe sie jedoch weiterhin geschwiegen. Wenn Myanmar nichts zu verbergen habe, solle es UN-Ermittler ins Land lassen. (flon, APA, 19.9.2017)