Die Kontroverse um Kopierschutzverfahren begleitet die Computergeschichte seit ihren Anfängen. Einer der zentralen Angelpunkte dieser Diskussion ist dabei seit Jahren der Browser, und hier hat das für die Standardisierung von Webtechnologien zuständige World Wide Web Consortium (W3C) nun eine eindeutige Entscheidung gefällt.

Kritik

Das W3C hat die umstrittenen "Encrypted Media Extensions" (EME) standardisiert. Damit hält Digital Rights Management erstmals in die offiziellen Webstandards Einzug. Kritiker hatten im Vorfeld vehement gegen diesen Schritt protestiert, und dabei unter anderem davor gewarnt, dass EME den Schutz von Nutzerrechten vernachlässigt, zudem sei es kaum möglich die Technologie in freier Software legal umzusetzen. Auch fehle eine Möglichkeit, den Kopierschutz auszuhebeln, was nicht zuletzt für Sicherheitsforscher wichtig wäre.

Status Quo

Dem halten Befürworter der EME entgegen, dass dieses ohnehin schon bisher ein Defakto-Standard sei, da es von sämtlichen großen Herstellern bereits unterstützt werde. So bieten alle großen Browser Support für die DRM-Technologien, als letzter hatte sich dabei Mozilla – ebenfalls nach einigen internen Streitereien – der Macht des Faktischen gebeugt. Zudem spreche für EME, dass damit Plugins wie Flash oder Silverlight für die Wiedergabe von Videos unnötig würden. Dies mache das Web sicherer, und reduziere auch den Aufwand für Entwickler.

Abstimmung

World-Wide-Web-Erfinder Tim Berners-Lee hatte sich nach ursprünglichen Bedenken in den letzten Jahren zum Unterstützer von EME gewandelt. Das Web müsse auch Raum für geschützte Inhalte bieten, und dafür sei EME die beste verfügbare Technologie, so die Argumentation. Die jetzige Abstimmung verlief trotzdem alles andere als einstimmig: 108 Mitglieder des W3C stimmten für die Standardisierung, während 57 dagegen waren und sich 20 der Stimme enthielten.

Konsequenzen

Die Entscheidung hat aber auch noch andere Konsequenzen: So hat sich die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) aus dem W3C zurückgezogen. In einem offenen Brief kritisiert man die aktuelle Entscheidung erneut, und betont, dass man DRM natürlich weiterhin mit aller Kraft bekämpfen werde – nur nun eben von außen. (apo, 19.9.2017)