Der größte Teil der vorgesehenen Einsparungen von 20 Millionen Euro soll bei TUIfly allein beim Personal solle bei ihnen erfolgen.

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Berlin/Schwechat/Hannover – Wegen der ungewissen Zukunft der insolventen Air Berlin arbeitet der Ferienflieger Tuifly an einem Sparpaket. Die Tochter von Europas größtem Reisekonzern sei deshalb bereits in Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften, sagte ein Konzernsprecher am Dienstag.

Er wollte einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" aber weder bestätigen noch dementieren, wonach Tuifly seine Kosten um mindestens 30 Millionen Euro senken muss, um wettbewerbsfähig zu werden. "Die Verhandlungen laufen noch." Tuifly hat 14 Maschinen an die Air-Berlin-Tochter Niki vermietet, die nun im Bieterverfahren für Air Berlin einen neuen Eigentümer bekommt. Dieser dürfte den Leasingvertrag ("Wetlease") mit TUIfly neu aushandeln.

Zukunftspakt

Das Unternehmen peile nun einen Zukunftspakt an und könnte dann einige Flugzeuge und Crews aus dem "Wetlease" wieder für Tuifly fliegen lassen, sagte der Tui-Sprecher. Dies gehe aber nur, "wenn wir wirtschaftlicher als heute werden". Der Konzern habe wiederholt deutlich gemacht, "dass etwas auf der Kostenseite gemacht werden muss für den Fall, dass Maschinen und Crew zurückkommen". Ein Branchenvertreter sagte dazu, vor allem die Piloten stünden im Fokus der Sparmaßnahmen. Die Zeitung berichtete, den größten Teil der vorgesehenen Einsparungen von 20 Mllionen Euro allein beim Personal wolle man bei den Piloten umsetzen. Dabei gehe es jedoch nicht um Gehaltskürzungen, sondern vor allem um mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten.

Air Berlin ist seit Mitte August insolvent. Interessenten konnten bis Ende voriger Woche Angebote für die Fluggesellschaft oder Teile davon einreichen. Entscheidungen zum Zuschlag sollen am 25. September fallen.

Interesse von British-Airways-Mutter

Die Konzernmutter von British Airways ist unterdessen Insidern zufolge an der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin interessiert. IAG habe ein Angebot für die zweitgrößte deutsche Airline abgegeben, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Unklar blieb, für welche Teile sich IAG interessiert. Das Unternehmen selbst lehnte einen Kommentar ab, von Air Berlin war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Damit sind vier Airlines im Rennen um Air Berlin: IAG, der deutsche Branchenprimus Lufthansa, der britische Billigflieger Easyjet und der Reisekonzern Thomas Cook mit seiner Tochter Condor im Verbund mit dem Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Ferner bietet die Berliner Logistikfirma Zeitfracht für die Frachttochter Leisure Cargo, die Regionalflugtochter Walter (LGW) und die Air Berlin Technik. Auch der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl hat eine Offerte eingereicht. Einem Medienbericht zufolge legte auch der frühere Energiemanager Utz Claassen ein "Angebot zur Komplettübernahme" vor.

Endgültige Entscheidung am 25. September

Der Sachwalter für Air Berlin, Lucas Flöther, nimmt derzeit die Angebote unter die Lupe und soll dem zuständigen Gläubigerausschuss am 21. September eine Auswertung vorlegen. Endgültige Entscheidungen dürften nach der Aufsichtsratssitzung von Air Berlin am 25. September fallen – und damit einen Tag nach der deutschen Bundestagswahl. (APA/Reuters, 19.9.2017)