Die EU ermahnt Ryanair zur Einhaltung der Fluggastrechte.

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Berlin/Dublin – Der in der Kritik stehende Billigflieger Ryanair hat mit der Veröffentlichung einer Liste von Flügen begonnen, die in den Wochen bis zum 31. Oktober ausfallen sollen. Zunächst wurden von Ryanair am Montagabend zehn Verbindungen genannt, die täglich ausfallen sollen, darunter zwei nach London und je eine nach Barcelona, Brüssel, Dublin, Lissabon, Madrid, Mailand, Porto und Rom.

Ryanair hatte am Freitagabend bekanntgegeben, dass in den kommenden sechs Wochen bis zu 2.100 Flüge ausfallen werden – pro Tag 40 bis 50. Viele Kunden waren danach aber nicht schlauer: Auf der Internetseite listete Ryanair zunächst nur die gestrichenen Flüge bis Mittwochabend auf, auch am Montagabend standen auf der Liste nur acht Flugtage. Kunden beschwerten sich in sozialen Netzwerken darüber, dass sie nicht wüssten, ob sie auch zurückkämen, wenn ihr Hinflug stattfinde.

Fluggastrechte

Brüssel forderte die Airline am Montag auf, die geltenden Kundenrechte "in vollem Umfang" zu respektieren. EU-Kommissarin Violeta Bulc erklärte, dank der EU hätten Flugpassagiere bei Verspätungen und Ausfällen ein Recht auf Entschädigung. Die nationalen Behörden müssten dies auch umsetzen.

Ryanair-Chef Michael O'Leary gab ein "heilloses Durcheinander" zu und entschuldigte sich bei den Kunden. "Dieses Chaos ist auf unser eigenes Handeln zurückzuführen", erklärte O'Leary. Die Airline stelle ihre Urlaubsplanung gerade von einem Neun-Monats-Zeitraum auf eine Jahresplanung um.

Piloten und Personal auf Zwangsurlaub

Die Ausfälle beträfen nur knapp zwei Prozent der Passagiere, erklärte Ryanair. Viele Piloten und Kabinenpersonal müssten in den kommenden sechs Wochen ihren Jahresurlaub nehmen. Zum Start des Winterflugplans im November werde sich die Lage wieder normalisieren.

O'Leary sagte auf einer Pressekonferenz, die Flugstreichungen würden mit 25 Millionen Euro zu Buche schlagen. Davon gingen 20 Millionen Euro als Entschädigungen an die Passagiere.

Kündigungen von Piloten

Die Flugstreichungen sind womöglich auch auf Kündigungen von Piloten zurückzuführen. "Wir können bestätigen, dass in diesem Jahr 140 Ryanair-Piloten zu Norwegian Air gekommen sind", erklärte die skandinavische Konkurrenz. Für den geplanten Standort in Dublin laufe die Rekrutierung ebenfalls. O'Leary hingegen erklärte: "Ryanair hat keinen Mangel an Piloten." Das Unternehmen habe den Sommerflugplan von Juni bis August mit "voller Besatzung" ausgeführt.

Laut der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit haben Ryanair-Mitarbeiter erklärt, dass Flüge gestrichen würden, "weil Piloten das Weite suchen". Ryanair habe eine hohe Mitarbeiterfluktuation, weil es niedrigere Gehälter zahle als die Konkurrenz, sagte VC-Sprecher Markus Wahl der "Mitteldeutschen Zeitung" vom Dienstag. (APA, 19.9.2017)