Dhaka/Wien – Die NGO Human Rights Watch hat am Dienstag Satellitenaufnahmen von mehreren Rohingya-Dörfern in Myanmar veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen die Dörfer vor und nach dem seit Ende August lodernden Konflikt zwischen der muslimischen Minderheit und der mehrheitlich buddhistischen Bevölkerung des Landes. Vor einigen Monaten noch intakt, sind die Dörfer und umliegenden Landschaften heute bis auf den Grund abgebrannt.

Die Rohingya sind seit 1982 staatenlos und werden in Myanmar verfolgt. Ende August eskalierte die Krise, als Rohingya-Milizen Polizei- und Militärposten angriffen. Die Behörden gingen anschließend nach Angaben von Betroffenen mit großer Härte vor. Seitdem sind den Vereinten Nationen zufolge mehr als 410.000 Menschen aus Myanmar geflohen. Die meisten fliehen ins benachbarte Bangladesch oder nach Indien, wo ihnen bald die Abschiebung drohen könnte. In Bangladesch hingegen wird mit dem Gedanken gespielt, die geflüchteten Rohingya auf einer Insel anzusiedeln. Diese wird allerdings von manchen Experten als unbewohnbar eingeschätzt und wird regelmäßig überschwemmt.

Einige Rohingya versuchen wiederum nach Australien zu fliehen. Das Land, das die Flüchtlinge nicht selbst aufnehmen möchte, hat sie bisher in einem Internierungslager auf der Pazifikinsel Manus in Papa-Neuguinea unterbringen lassen. Aktuell leben dort rund 800 Flüchtlinge. Am Dienstag gab die australische Regierung bekannt, ihnen die Rückkehr nach Myanmar bezahlen zu wollen. Demnach soll jeder Rohingya für die Rückreise eine Entschädigung von 25.000 australischen Dollar (rund 16.700 Euro) erhalten, berichtete der "Guardian" am Dienstag.

UN-Kommission fordert Zutritt nach Myanmar

Um die aktuellen Zustände in Myanmar besser beurteilen zu können, hat die UN-Kommission den uneingeschränkten Zutritt zu den betroffenen Gebieten gefordert. Bisher warte man noch auf eine Erlaubnis, in das südostasiatische Land einreisen zu können, sagte Kommissionschef Marzuki Darusman am Dienstag. "Wir können den Einsatz der Untersuchungskommission an Ort und Stelle nicht weiter planen, bis wir ein klares Signal der Regierung in Myanmar haben, dass wir auch einreisen dürfen", so Darusman. Er gehe aber davon aus, dass es auch im Interesse der Regierung sei, mit der Kommission des UN-Menschenrechtsrats zusammenzuarbeiten. Außerdem forderte er für die UN-Mission zur Aufklärung der Lage eine Verlängerung um sechs Monate. Die bisherige Deadline im März 2018 würde ihnen nicht genug Zeit für ihre Untersuchungen lassen, sagte Darusman.

Seine Forderungen folgten auf eine Rede von Myanmars De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi, die in der Nacht auf Dienstag erstmals Stellung zu dem Konflikt nahm und die Menschenrechtsverletzungen verurteilte. Zusätzlich lud die Friedensnobelpreisträgerin ausländische Diplomaten ein, den am meisten betroffenen Bundesstaat Rakhine zu besuchen, um sich über die dortige Lage zu informieren. (cm, 19.9.2017)


Dorf Myar Zin

Dorf Nwar Yon Taung

Yae Twin Kyun