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Setzt auch im Angesicht des Bösen auf das Vertrauen in die positiven Kräfte: Tori Amos.

Foto: AP / Mark Humpfrey

Linz – Tori Amos ist der lebende Beweis, dass anspruchsvoller Pop möglich ist. Geboren 1963 in North Carolina als Ellen Amos, macht sie seit den 1980er-Jahren, da sie nach Los Angeles übersiedelte, Musik. Damals arbeitete sie u. a. mit Al Stewart und Stan Ridgway, ehemals Mastermind von Wall of Voodoo. Erfolgreich war sie damit nicht, ändern sollte sich das mit dem ersten Soloalbum, Little Earthquakes (1992).

Der auch vom anfänglichen Scheitern gespeiste Coup enthält bereits die wichtigsten Zutaten späterer Hits der klavierspielenden Sängerin: persönliche, poetische, oft melancholische, düstere Texte; den Hang zu ungewöhnlichem Instrumentarium. Dabei schert sich Amos wenig um Mainstreamtauglichkeit, schon mit dem Debüt wusste sie zu verstören, wenn sie Ausgrenzung oder eine selbst erlittene Vergewaltigung thematisierte.

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Immer wieder schaffte es die Exzentrikerin in den Folgejahren, mit ebenso anspruchsvollen wie intimen Konzeptalben zu überraschen. Zu den Konstanten ihres Werks gehört die große Bandbreite ihres emotionalen Ausdrucks – nicht nur deshalb waren Vergleiche mit Kate Bush oder Joni Mitchell unvermeidbar.

In diesem Jahr hat Amos ihr 15. Studioalbum veröffentlicht. Native Invader ist eine Art Resümee ihres bisherigen Lebens, wobei persönliche Themen um politische ergänzt werden. Den Zeigefinger bemüht die 54-Jährige nicht, stattdessen findet sie eigene Metaphern, lässt manches offen, aber auch – trotz aller Krisen – Spielraum für Hoffnung und Trost. Bei der Instrumentierung geizt sie nicht: Gospel-Intros sind zu hören, elektronisches Blubbern, Streicherwohlklang.

Mit Balladen, die an ihre Helden Led Zeppelin erinnern, setzt Amos auch im Angesicht des Bösen (z. B. Trump, Klimawandel, dessen Leugnung) auf einen warmen Sound – und das Vertrauen in die positiven Kräfte im Menschen. Jetzt präsentiert Tori Amos Native Invader zweimal in Österreich. (Gerhard Dorfi, 19.9.2017)