Jerusalem/Gaza – Bei palästinensischen Präsidentschaftswahlen würde der Chef der im Gazastreifen herrschenden Hamas, Ismail Haniyeh, den gemäßigteren Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas besiegen. 49,8 Prozent der Befragten würden laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Palästinensischen Zentrums für Politik und Meinungsforschung in Ramallah für den Hamas-Chef stimmen. Abbas käme auf 41,7 Prozent.

Sollte der von Israel als Mörder verurteilte und inhaftierte Fatah-Politiker Marwan Barghouti ebenfalls antreten, stünde er mit 43,1 Prozent der Stimmen an der Spitze. Noch klarer würde Barghouti mit 59,1 Prozent siegen, sollte er nur gegen Haniyeh antreten, der in diesem Fall auf nur 36 Prozent der Stimmen käme.

Fatah vor Hamas

Bei Parlamentswahlen würde Abbas' Fatah mit 35,6 Prozent die meisten Stimmen bekommen, gefolgt von der Hamas mit 29,1 Prozent. Für die Studie in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah wurden vom 14. bis 16. September 1.270 Personen im Westjordanland und in Gaza befragt.

Die radikal-islamische Hamas hatte sich am Sonntag bereit erklärt, die Verwaltung des Gazastreifens an die Regierung von Abbas abzugeben. Außerdem stimmte die vom Westen als Terrororganisation eingestufte Organisation allgemeinen Wahlen zu. Bei den letzten Parlamentswahlen 2006 hatte Hamas gesiegt und eine Regierung gebildet, die vom Westen boykottiert wurde. Im Rahmen eines Bruderkriegs übernahm Hamas 2007 gewaltsam die alleinige Macht im Gazastreifen. Die letzten Präsidentschaftswahlen fanden 2005 statt. Sowohl Abbas als auch Hamas regieren seit Jahren ohne demokratische Legitimierung. (APA, 19.9.2017)