München/Unterföhring/Wien – ProSiebenSat.1 will mit weiteren Firmenübernahmen seine Abhängigkeit vom schwächelnden Fernsehwerbegeschäft verringern. Vorstandschef Thomas Ebeling zufolge beschäftigt sich der TV-Konzern mit zehn möglichen Zukäufen, darunter vier Objekte im Online-Handel, vier im TV-Produktionsgeschäft und zwei Online-Unterhaltungsanbieter.

Dies habe Ebeling am Montag bei einer nicht-öffentlichen Investorenveranstaltung der Berenberg-Bank mitgeteilt, bestätigte eine ProSiebenSat.1-Sprecherin am Dienstag. Traditionell führen nicht alle Übernahmegespräche zu einem Vertragsabschluss.

Das meiste Geld wurde noch nicht investiert

ProSiebenSat.1 hat im vorherigen Jahr mit einer Kapitalerhöhung gut eine halbe Milliarde Euro für Zukäufe eingesammelt und seitdem mit Beteiligungsverkäufen rund eine weitere halbe Milliarde erlöst. Das meiste Geld wurde bisher nicht investiert – für einen Einstieg beim Erlebnisanbieter Jochen Schweizer gab der Konzern nur einen Bruchteil davon aus.

Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Online-Angeboten sieht Ebeling im Fernsehen mittlerweile mehr Synergiemöglichkeiten über Landesgrenzen hinweg als früher, wie er den Kongressteilnehmern erläuterte. Dies beziehe sich vor allem auf das Digitalgeschäft und weniger auf einen Austausch von Inhalten.

Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich

Im klassischen TV-Geschäft werden grenzüberschreitende Synergiemöglichkeiten als gering eingeschätzt, weil Senderechte landesgebunden verkauft werden und sich der Publikumsgeschmack von Land zu Land unterscheidet.

ProSiebenSat.1 hatte zuletzt Anleger verstört, weil die TV-Werbeerlöse spärlicher flossen als zunächst erwartet. Für diese Einnahmen, die rund die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen, hat ProSiebenSat.1 zuletzt ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Ebeling präzisierte nun, er rechne hier aufgrund der Zusagen der Werbekunden mit einem Wachstum von 1,9 Prozent zuzüglich kurzfristiger Buchungen, die sich in den vergangenen Jahren auf 70 bis 120 Millionen Euro summiert hätten. (APA/Reuters, 19.9.2017)