Paris – Ein Führungsstreit bei Frankreichs rechtspopulistischem Front National (FN) spitzt sich zu. Parteichefin Marine Le Pen forderte ihren Vize Florian Philippot am Dienstag öffentlich auf, den Vorsitz über eine von ihm gegründete politische Vereinigung aufzugeben. Ansonsten werde sie handeln, sagte die Rechtspopulistin im Sender RTL, ohne nähere Angaben zu machen.

Philippot beklagte im Sender BFMTV, ihm werde die "Pistole an die Schläfe" gesetzt. "Ich verstehe überhaupt nicht, wo das Problem mit dieser Vereinigung ist." Er machte deutlich, den Vorsitz nicht aufgeben zu wollen.

Patrioten

Philippot, Nummer zwei des Front National, hatte vor der Parlamentswahl im Juni die Vereinigung Les Patriotes (Die Patrioten) gegründet, die sich als Gesprächsplattform innerhalb der Partei ansieht. Kritiker werfen Philippot aber vor, Les Patriotes als Machthebel in den parteiinternen Streitigkeiten des FN einsetzen zu wollen. Sie fordern, dass er sich allein auf seine Aufgabe als FN-Verantwortlicher für Kommunikation und Strategie konzentriert.

Anti-Euro-Kurs

Der entschiedene Euro-Gegner war jahrelang einer der wichtigsten Vertrauten von Parteichefin Le Pen. Er stand für den scharfen Anti-Euro-Kurs, mit dem die FN-Vorsitzende bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr zwar die zweite Runde erreichte, dort aber dem Sozialliberalen Emmanuel Macron deutlich unterlag.

Viele im FN machen Philippot für diese Niederlage mitverantwortlich und wollen das Thema Euro hintenanstellen. Das Verhältnis zwischen Le Pen und Philippot hat sich zuletzt deutlich abgekühlt. (APA, 19.9.2017)