"Ich bin enttäuscht", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen über die Rede Donald Trumps.

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Van der Bellen übergab am Dienstag US-Präsident Donald Trump einen Brief eines 11-jährigen Mädchens, das sich besorgt über den Klimawandel zeigt.

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Fototermin bei den Trumps

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Mit überraschend deutlichen Worten hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf die Rede seines US-Amtskollegen Donald Trump reagiert: "Wenn ich es boshaft formulieren würde: Das war eher eine an seine Wähler in der Provinz gerichtete Wahlkampfrede, aber nicht eine vom Format, die man an sich an die Adresse von über 190 Staats- und Regierungschefs bei der Uno erwarten würde", sagte der Bundespräsident am Dienstagabend im Gespräch mit Journalisten in New York. Van der Bellen vertritt dieser Tage Österreich gemeinsam mit Außenminister Sebastian Kurz bei der Uno-Generalversammlung. "Ich bin enttäuscht."

Van der Bellen glaubt aber nicht an eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den USA und Nordkorea. "Ich halte es nicht für möglich, aus verschiedenen Gründen", sagte Van der Bellen am Mittwochabend in der "ZiB2". Präsident Donald Trump werde "mit hoher Wahrscheinlichkeit" vor einem Erstschlag zurückschrecken.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen spricht in der ZiB2 über die aktuelle unsichere Lage in der Weltpolitik. An einen Erstschlag der USA gegen Nordkorea glaube er nicht..
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Ausnahmslos alle seine Gesprächspartner aus Europa seien der Meinung, dass sich der Iran "auf Punkt und Beistrich" an den 2015 in Wien ausgehandelten Atomdeal halte, meinte Van der Bellen. Der Iran sei ein vertragstreuer Partner, diesen Eindruck habe er auch nach seinem bilateralen Gespräch mit Präsident Hassan Rohani bestätigt gesehen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würde sich dieser Sichtweise anschließen, sagten sowohl Van der Bellen als auch Kurz.

Kritik, aber keine Beweise

Trump und seine Botschafterin bei der Uno, Nikki Haley (sie wird in diplomatischen Kreisen bereits als künftige US-Außenministerin anstelle von Rex Tillerson gehandelt), ziehen die Einhaltung des Vertrags seitens von Teheran allerdings massiv in Zweifel. Beweise haben sie bisher aber noch nicht präsentiert.

Sorge bereite Van der Bellen auch die "rückwärtsgewandte Betonung der Nationalstaaten" in Trumps Uno-Rede vom Dienstagvormittag. "Dieses 'Re-awakening' der Nationen ist nichts anderes als eine Kampfansage an die EU." Trump habe der "Renationalisierung" das Wort geredet. Europa müsse sich solchen Begehren entgegenstellen, denn "gemeinsam erreichen wir – gerade als kleine Länder – mehr als jeder für sich allein".

Auch in Sachen Klimawandel zeigte Van der Bellen eine deutliche Gegenposition zu Trump: Am Mittwoch übergab er dem US-Präsidenten im Rahmen des traditionellen Empfang der Staatsoberhäupter anlässlich der UN-Vollversammlung einen Brief eines 11-jährigen Mädchens namens Paula, das sich besorgt über den Klimawandel zeigt. (Gianluca Wallisch aus New York, 19.9.2017)