Mit Europas Stahlindustrie geht es bergab. Nachdem der indische Weltmarktführer Mittal schon 2006 Europas Nummer eins Arcelor geschluckt hat, wird nun Thyssenkrupp zerlegt. Und wieder tritt mit Tata ein indischer Konzern als neuer Partner auf, der das Stahlgeschäft der Deutschen mit den eigenen Aktivitäten zusammenspannt. Rein wirtschaftlich gesehen hat der Zusammenschluss Charme.

In Europa und auch weltweit machen der Branche Überkapazitäten zu schaffen, die nur über Allianzen und Stilllegungen abzubauen sind. Für Thyssenkrupp, selbst aus einer Fusion hervorgegangen und der Rest der einst so dominanten Produktion im Ruhrgebiet, ist die von der Fusion betroffene Stahlherstellung nur noch ein Minderheitenprogramm. Aufzüge, Industrieanlagen und Komponentenherstellung sind heute annähernd so groß wie der Stammbereich. Und: Während die Deutschen auf die Autohersteller fokussieren, forciert Tata andere Industriebereiche.

Die Strategie der Stahlköche entspricht trotzdem nicht jedermanns Geschmack. Konzerne wie die Voestalpine zeigen, dass man dem Preisdruck mit Qualität und Innovation begegnen kann. Und hätten sich die Deutschen nicht in Brasilien und den USA vergaloppiert – die gescheiterte Expansion kostete acht Milliarden -, hätte Deutschland auch künftig die Hand auf einer Schlüsselindustrie. Die Allianz ist somit nicht nur eine emotionale Niederlage für Berlin. (Andreas Schnauder, 20.9.2017)