Wien – Ob einst Muscheln oder neuerdings Kryptowährungen wie der Bitcoin – Geld gab es im Lauf der Jahrhunderte bereits in etlichen Erscheinungsformen. Wobei jede neue Variante eine Weiterentwicklung darstellte und in der Regel konkrete Probleme löste, die sich zumeist aus den Erfordernissen von Wirtschaft, Handel und Gesellschaft ergaben. Denn rasch war die Tauschwirtschaft an ihre Grenzen gestoßen – eine Lösung musste her in Form eines neuen Wirtschaftsguts, das als Recheneinheit, zur Wertaufbewahrung und zur Zahlung herangezogen werden konnte: nämlich Geld.

Kaurimuscheln wurden in anderen Erdteilen wie Geld benutzt.
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Zwar erfüllten auch Waren wie Zucker oder Salz diese Funktion, da sie weitgehend unverderblich und leicht teilbar waren – also Warengeld, das einen gewissen Gebrauchswert in sich trägt. Anders als bei den früher in Teilen Asiens und Afrikas geläufigen Kaurimuscheln, die eigentlich Meeresschnecken sind und abseits ihrer Geldfunktion keinen wesentlichen Nutzen entfalteten.

In Europa setzten sich Metalle durch. Ihr Vorteil: Sie ließen sich in standardisierte Größen mit fixem Metallgehalt gießen – die ersten Goldmünzen soll bereits der sagenhafte lydische König Krösus im sechsten Jahrhundert vor Christus geprägt haben. Es folgte eine Epoche der Kurantmünzen, bei denen der Metallgehalt den Münzwert bestimmte – im Gegensatz zu heutigen Scheidemünzen.

Die Schaumünze "Jakobslöser" wurde 1625 aus reinem Gold geprägt. Im Jahr 2015 kam sie für 650.00 Pfund unter den Hammer.
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Zunächst waren es wieder rein praktische Anforderungen des Handels, die den Weg zum Papiergeld ebneten. Zum Wirtschaften wurden immer größere Mengen an Münzen benötigt, sodass diese hinterlegt und Schreiben mit Anspruch auf Aushändigung ausgefertigt wurden. Im Jahr 1661 wurden in Schweden erstmals Banknoten ausgegeben, 1694 entstand die Bank of England samt dem staatlich gewährten Recht zur Ausgabe von Geldscheinen. Im 19. Jahrhundert etablierte sich Buchgeld, Ein- und Auszahlungen von Bankkunden wurden notiert, also Konten geführt. Zuletzt wandelte sich das Buch- zu elektronischem Geld, bei dem die Einträge auf Datenträgern gespeichert werden.

Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde die Goldbindung des Buchgelds sukzessive abgeschafft. Den letzten Schritt setzten Anfang der 1970er-Jahre die USA durch die Aufkündigung des Bretton-Woods-Systems. Davor gab es zwischen den Währungen fixe Wechselkurse, und der US-Dollar war an Gold gebunden. Seitdem sind Dollar, Euro und Co grundsätzlich ungedeckt.

Freilich wurde mit Geld oft Schindluder getrieben – auch von staatlicher Seite. In der Kipper- und Wipperzeit des 17. Jahrhunderts wurden wegen klammer Staatskassen Edelmetallmünzen mit billigeren Materialien gestreckt. Sprichwörtlich ist der rote Heller: Erstmals unter Kaiser Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert als reines Silberexemplar ausgegeben, wurde er im Lauf der Jahrhunderte mit immer mehr Kupfer versehen, was dem Heller Farbe und Namen verlieh – und ihn zum Inbegriff von Wertlosigkeit machte. In den 1920er-Jahren erlebten die Deutschen eine Hyperinflation wegen des massiven Gebrauchs der Druckerpresse zur Deckung der Staatsschulden. Die Folge: Die Kaufkraft der Reichsmark stürzte ins Bodenlose.

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Ob Kryptowährungen wie Bitcoin den nächsten Evolutionsschritt von Geld darstellen, wird die Zukunft weisen.
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Misstrauen in staatliche Währungen und Notenbanken eint heute die Anhänger von Gold und Kryptowährungen wie Bitcoin. Beide lassen sich nämlich, anders als herkömmliche Währungen, nicht beliebig vermehren. Und das ist bei Geld stets ein springender Punkt: Man muss es knapp halten, damit es seine Kaufkraft bewahrt. (aha, 21.9.2017)