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Peter Stöger am Ende der Tabelle: "Damit müssen wir uns anfreunden."

Foto: Reuters/Klein

Köln – Schlaff und antriebslos schlichen die Spieler des 1. FC Köln in die Kabine, die musikalische Untermalung passte bestens zur Stimmung beim Bundesliga-Schlusslicht. Ein kölscher Klassiker dröhnte aus den Stadionboxen, "wie soll dat nur wigger jon", sangen die Bläck Fööss mit trauriger Stimme: "Wie soll das nur weitergehen?"

Nur vier Monate nach der umjubelten Qualifikation für die Europa League hat der Fehlstart des Klubs mit dem 0:1 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt historische Ausmaße angenommen. Zudem sorgt wiederholter Ärger mit dem Videoassistenten für Frust und Verzweiflung bei den Kölnern. Nach der besten Saison seit 25 Jahren ist plötzlich die Abstiegsangst zurück.

"Mindestens bis zum Winter werden wir unten drinstehen"

"Der Weg nach oben ist immer schwierig, der nach unten geht aber ziemlich schnell", sagte Trainer Peter Stöger. "Und in dieser Situation sind wir gerade. Mindestens bis zum Winter werden wir unten drinstehen, ganz egal, was für einen Lauf wir schaffen. Damit müssen wir uns anfreunden."

Die Kritik an Schiedsrichter Martin Petersen und seinem Videoassistenten Wolfgang Stark schwang bei fast jedem Kölner mit, als es an die Analyse ging. Nur drei Tage nach dem Aufreger von Dortmund lieferten die Unparteiischen mit teilweise grotesken Entscheidungen wieder viele Argumente gegen das technische Hilfsmittel. Dem Siegtreffer von Sébastien Haller per Foulelfmeter (22.) war nur eine von insgesamt drei ziemlich klaren Fehlentscheidungen vorausgegangen, auch die Eintracht wurde dabei einmal benachteiligt.

"Wie im falschen Film" fühlte sich FC-Torhüter Timo Horn, die "Bild"-Zeitung hatte "ein Debakel für den Videobeweis" gesehen.

"Es gibt keine Ausreden mehr"

Allerdings: Die Kölner erlagen nicht der Versuchung, den Schiedsrichtern die Schuld zu geben. "Wenn man fünfmal verliert, dann gibt es keine Ausreden mehr", sagte Verteidiger Dominique Heintz. "Wir sind gut beraten, die Fehler nicht bei anderen zu suchen", meinte Leonardo Bittencourt.

Keine Punkte, 1:13 Tore, schlechter war nach fünf Spieltagen überhaupt erst eine Mannschaft in der Ligageschichte: der Karlsruher SC in der Saison 1963/64 mit 2:17 Toren. Auch der "Startrekord" mit sechs Niederlagen von Fortuna Düsseldorf (1991/92) wackelt bedenklich: Am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) muss Köln zum starken Aufsteiger Hannover 96.

Im Kölner Spiel ist derzeit wenig zu erkennen, was für ein baldiges Ende der Krise sprechen könnte. Die defensive Ordnung, das einstige Prunkstück unter Stöger, stimmte gegen Frankfurt zwar endlich wieder. Doch offensiv findet die Mannschaft nach dem Abgang des 25-Tore-Stürmers Anthony Modeste nach China weiterhin keine Lösungen.

"Fußball ist zu 80 Prozent Kopfsache"

Das liege zu einem guten Teil am fehlenden Selbstvertrauen, sagte Kapitän Matthias Lehmann: "Fußball ist zu 80 Prozent Kopfsache. Wenn du null Punkte hast, spielst du eben keinen Zauberfußball."

Doch es scheint mittlerweile fraglich, ob die Mannschaft in der Offensive überhaupt gut genug aufgestellt ist, um die Wende zu erzwingen. Rekordeinkauf Jhon Cordoba ist bislang nicht der erhoffte Faktor im Spiel. Der Kolumbianer schafft es selten, die Bälle zu sichern und weiterzuleiten. Auch weil er sich in der Defensive aufreibt.

"Jhon hat für sich verinnerlicht, dass er dieser Mannschaft und diesem Klub sehr, sehr viel zurückgeben will", sagte Stöger. "Aber gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht." Es dürfte nun ein ungemütlicher Herbst in Köln werden, Sportchef Jörg Schmadtke gibt der Mannschaft dafür eine scheinbar einfache Formel auf den Weg: "Ritterrüstung an, Kopf runter und durch." (sid, 21.9.2017)