Moskau – Im Streit um den russischen Kinofilm "Matilda" gehen die Behörden in Moskau stärker gegen gewaltsamen Protest vor. Die Polizei nahm vorübergehend den Anführer einer ultraorthodoxen Splittergruppe fest, entließ ihn aber nach einer Befragung wieder, wie die Agentur Interfax am Donnerstag meldete.

Alexander Kalinin, Chef der weitgehend unbekannten Gruppe "Christlicher Staat", sei zu einem Vorfall mit brennenden Autos und zu seiner Einstellung zu dem Film verhört worden, hieß es. Mitte September waren zwei Autos vor dem Büro des Anwalts von Regisseur Alexej Utschitel in Flammen aufgegangen. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit der Kritik an "Matilda". Am Mittwoch waren weitere Verdächtige wegen Vorwürfen der Sachbeschädigung festgenommen worden. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Der von Hardlinern angefeindete Film erzählt von der Beziehung zwischen dem russischen Thronfolger und späteren letzten Zaren Nikolaus II. mit der polnischen Tänzerin Matilda Kschessinskaja. Kritiker verurteilen den Historienstreifen mit dem Deutschen Lars Eidinger in der Hauptrolle als Sakrileg, weil der 1918 ermordete Zar von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen worden ist. Aktivisten drohten Kinos mit Brandstiftung, große Kinoketten wollen den Film, der am 26. Oktober anlaufen soll, aus Sicherheitsgründen nicht zeigen. Zuletzt hatte Kulturminister Wladimir Medinski das Werk überraschend deutlich verteidigt. (APA, 21.9.2017)