Ein junger Präsident: David Lappartient (44).

Foto: APA/AFP/BONAVENTURE

Bergen – Der Franzose David Lappartient ist am Donnerstag zum neuen Präsidenten des Radsport-Weltverbands (UCI) gewählt worden und hat damit den britischen Amtsinhaber Brian Cookson abgelöst. Lappartient, Präsident des europäischen Radsportverbands (UEC), ist der erste Franzose in diesem Amt seit Achille Joinard (1947 bis 1957).

Der 44-jährige Lappartient hat beim UCI-Kongress in Bergen 37 der 45 Stimmen der UCI-Delegierten erhalten. In seiner Rede vor der Wahl hatte Lappartient versprochen, die Korruption im Verband zu beseitigen, die der UCI einen "desaströsen Ruf" eingebracht hatte. Vor allem in der Deutlichkeit war die Abwahl von Cookson am Rande der Straßenrad-WM in Norwegen überraschend.

Lappartient war es im Vorfeld zunächst nicht zugetraut worden, eine zweite Amtszeit Cooksons verhindern zu können. Überdies gab sich der bisherige UCI-Chef siegessicher, aber unterschätzte offenbar massiv den Einfluss seines über 20 Jahre jüngeren Herausforderers. "Es ist eine Ehre, ich bin sehr dankbar. Es ist eine große Verantwortung, ich werde mich dieser wert zeigen", sagte Lappartient.

Cookson hatte die UCI-Präsidentschaft im Jahr 2013 vom skandalumtosten Iren Pat McQuaid übernommen. Der frühere Chef des britischen Verbandes hatte sich die Verbesserung des damals schwer ramponierten Images vorgenommen. Zumindest in diesem Punkt durfte Cookson gewisse Erfolge vorweisen, auch wenn er etwa nie alle Restzweifel an der Unabhängigkeit der Anti-Doping-Agentur des Weltverbandes ausräumen konnte.

Vernachlässigte Problemfelder

Auch sonst erntete Cookson viel Kritik. Er vernachlässige die wichtigen Sicherheitsbelange im Straßenradsport war ein Vorwurf. Die World Tour, die erste Liga im Radsport sei zudem ein undurchsichtiges Chaos. Niemand könne die Rennserie mehr nachvollziehen. Auch in seiner Bewerbungsrede ging es Cookson eher um die Globalisierung des Radsports und fundamentale Breitensportaspekte als um das Aushängeschild des Verbandes.

Eben dies kritisierte Lappartient, der zudem die UCI-Bemühungen im Aufspüren des sogenannten Motordopings als unzureichend tadelte. Er versprach, die Anstrengungen auf der Jagd nach Dopern weiter zu intensivieren, und sagte auch der Korruption den Kampf an.

Ein Aspekt allerdings wird auch bei Lappartient genau zu beobachten sein: Sind die Gerüchte über eine ungesunde Nähe zum mächtigen französischen Tour-Veranstalter ASO nur konstruiert – oder erhärten sie sich in Zukunft? (sid, APA – 21.9. 2017)