In der Galerie Charim sind Arbeiten des Dichters Dominik Steiger (1940-2014) zu entdecken.

Foto: eSeL

Kommt der Herbst, kommt curated by. Seit mittlerweile neun Jahren findet das Wiener Galerienfestival statt. Fragte man thematisch bereits nach dem Verhältnis zwischen Kunst und Film oder jenem zwischen Kunst und Kapital, so steht 2017 die Beziehung zwischen Bildern und Sprache(n) zur Debatte.

Den Claim "image/reads/text" steuerte der Österreicher Heinrich Dunst bei, ein Künstler, der mit der Beziehung Bild/Text schon insofern zu tun hat, als seine Arbeit von Marcel Broodthaers beeinflusst ist. Der Belgier war früh an der Aufhebung der Unterscheidung zwischen reflexivem und poetischem Sprachgebrauch interessiert. 1964 entschied er sich, sich nicht länger Autor, sondern Künstler zu nennen.

Der österreichische Dichter Dominik Steiger (1940-2014) kam ebenfalls über die Literatur zur bildenden Kunst: Wiewohl er lange im Umfeld der Wiener Gruppe aktiv war, blieb er ein großer Außenseiter der Kunst, sein bildnerisches Werk wurde erst in den vergangenen Jahren wiederentdeckt (u. a. in einer Retrospektive der Kunsthalle Krems 2014). Im Rahmen von curated by tauchen seine Zeichnungen und Skulpturen dafür gleich zweimal auf.

In der Galerie Charim reagiert die in Berlin lebende iranische Filmkünstlerin Shirin Sabahi auf Steigers humorvolles Werk. Sie zeigt eigene Installationen, hat aber auch etwa einen Super-8-Film Steigers mit englischen Untertiteln versehen. Weitere Blicke auf sein Werk ermöglichen die in der Galerie Raum für Licht versammelten Arbeiten: Type, please heißt die von Sabine Folie kuratierte Schau, die vorbei an Steigers zarten Knöchelchen-Schriftbildern zu den Radical Writings von Irma Blank führt, aber auch zu den malerischen Notationen von Doris Piwonka und den sich skulptural im Raum ausbreitenden Kommas und Punkten Melanie Enders.

Begegnung ohne Worte

Erstmals wurde 2017 ein Begleitprogramm zu curated by eingerichtet, in dessen Rahmen es u. a. ein Gespräch zwischen Kunsthistoriker Robert Fleck und den Künstlern Katharina Fritsch und Mircea Cantor gibt. Es sind dies zwei jener drei postkonzeptuell arbeitenden Kunstschaffenden, die Kurator Fleck in der Galerie nächst St. Stephan zeigt: Fritsch hat Postkarten, auf denen das Wort "Chicago" mit dem Bild der Stadt in eins fällt, zu riesenhafter Größe aufgeblasen; Mircea Cantor filmte die eindrückliche Begegnung zwischen einem Wolf und einem Reh, die überhaupt ganz ohne Worte auskommt.

Auf einer eher übergeordneten Ebene hat sich der deutsche Künstler und Kurator Johannes Wohnseifer in der Galerie Thoman dem Verhältnis von Bild und Text genähert: Zwar kommen bei ihm einige der wichtigsten mit Sprache arbeitenden Künstler wie John Baldessari, Lawrence Weiner oder Heimo Zobernig vor – allerdings nicht mit ihren eigenen Werken, sondern über Künstlerporträts, die der deutsche Fotograf Albrecht Fuchs seit den 1990er-Jahren von seinen Kollegen anfertigt.

Ein Foto von Mike Kelley diente Wohnseifer als Basis für sein eigenes JPEG-Painting (M.K.): Anspielend auf ein Format für digitale Bilddateien, verwandelte er das Porträt in einen Buchstaben- und Zeichensalat. In der Galerie Emanuel Layr ging Julien Bismuth mit 0 und 1 strukturierter vor. Fragen des Digitalen stehen in der Präsentation der New Yorker Kuratorin Béatrice Gross dabei aber auch einer ganz analogen Studie über ideologische Zeichen von Slavs und Tatar oder einer überaus poetischen Skulptur von Gina Pane gegenüber. (Christa Benzer, 23.9.2017)