Der Musikgeschmack des deutschen Illustrators und Comiczeichners Reinhard Kleist bewegt sich entlang einer sehr speziellen Traditionslinie: Songwriter mit dunkelromantischer Seele, einem Hang zu Anzügen, bewusstseinsverändernden Substanzen und betont finsterer Stimmlage.

Kleist illustrierte unter anderem eine Elvis-Biografie, Johnny Cash erwies er mit der Graphic Novel I see darkness (2006) seine Ehrerbietung. Nun ist Nick Cave an der Reihe. Pünktlich zum 60. Geburtstag des australischen Sängers sind zwei Bücher erschienen, für die sich mitleidende Fanherzen schon einmal ein Platzerl unterm Christbaum reservieren sollten.

Finsterer Blick, die Haare gut gekämmt: Der australische Sänger Nick Cave wird 60. Comiczeichner Reinhard Kleist hat ihm und seiner Begleitband Bad Seeds eine Hommage bereitet.
Foto: Aufschlagseiten der Cave-Graphic-Novels, fotografiert von Lukas Friesenbichler

In der Graphic Novel Nick Cave – Mercy on Me spinnt Kleist eine lose, sich immer wieder überlappende und neu ausfransende Geschichte aus biografischen Begebenheiten, Mythen und Songzitaten zusammen. Ein zuweilen surreales Eintauchen in die Gedankenwelt Caves, von den Punkwurzeln mit der Band The Birthday Party über unglückliche Tage im kalten London bis hin zur Gründung der Bad Seeds mit Kumpel Blixa Bargeld im Westberlin der 1980er-Jahre.

Ergänzt wird der Schwarz-Weiß-Comic durch ein farbenprächtiges Artbook, wo allein die Optik zählt. Also: Haare zurück, Zigarette in den Mundwinkel und die Augenbraue hoch! Zum Geburtstag nur nichts Böses, Nick! (Stefan Weiss, Album, 22.9.2017)