Wien/Schwechat/Berlin – Nach der Sitzung des Gläubigerausschusses der Air Berlin am Donnerstag soll die deutsche Lufthansa wohl den Löwenanteil der zahlungsunfähigen Fluglinie bekommen – darin enthalten wäre auch die Österreich-Tochter Niki. Die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) äußert dazu am Freitag im Ö1-"Mittagsjournal" jedoch Bedenken: Die Übernahme großer Air-Berlin-Teile und der österreichischen Niki "kann durchaus problematisch sein", sagte Behördenchef Theo Thanner.

Denn: Die Lufthansa-Gruppe mit AUA und Eurowings habe am Flughafen Wien schon jetzt einen Marktanteil von zwei Dritteln. Kommt die Lufthansa wie geplant zum Zug, wären es bis zu 80 Prozent. Auf einigen Strecken, etwa nach Hamburg, Zürich und Brüssel, würde es dann sogar ein Lufthansa-Monopol geben. "Bei Monopolen ist es bekanntermaßen so, dass die Preise steigen", so Thanner.

Der deutsche Marktführer sollte daher kein allzu großes Stück vom Kuchen bekommen, sagt Thanner. Die Lufthansa habe es kartellrechtlich aufgrund ihrer derzeitigen Marktstellung aber ohnehin am schwersten. "Alle anderen Mitbewerber um Air Berlin haben es leichter."

Lufthansa soll größtes Stück von Air Berlin bekommen

Die Air Berlin teilte am Donnerstagabend mit, dass bis zum 12. Oktober mit einem "ausgewählten Bieterkreis" weiterverhandelt werde. Laut Insidern soll mehr als die Hälfte der Air-Berlin-Flotte inklusive Niki an die Lufthansa gehen. Über kleinere Pakete soll auch mit Easyjet sowie dem Bündnis um Niki Lauda und Ferienfluganbieter Condor verhandelt werden. Der Ferienflieger Niki zählte bisher zu den begehrtesten Teilen der Air Berlin, an den Langstrecken hatten die Bieter hingegen kaum Interesse.

Die Flughafengesellschaft Berlin-Tegel bereitet sich unterdessen laut "Berliner Morgenpost" für Montag auf einen chaotischen Tag vor. Es werde befürchtet, dass an diesem Tag ein Teil der bisher von Air Berlin betriebenen Flugzeuge am Boden bleiben wird, sagte ein Flughafensprecher. Vermutlich würden vor allem solche Maschinen nicht starten, die in keinem der Übernahmepakete enthalten sind. Jedenfalls auf dem Boden bleiben die Langstreckenflieger. Das Aus für diese Strecken hatte die Fluglinie bereits vor einiger Zeit für den 25. September angekündigt. (APA, 22.9.2017)