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Donald Trump sieht sich heftiger Kritik amerikanischer Sportler ausgesetzt.

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Es ist erst der Beginn einer Protestwelle: Bruce Maxwell von den Oakland Athletics ging nach Trumps Tirade als erster Profi der Baseball-Liga demonstrativ bei der Hymne in die Knie.

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Washington/Köln – LeBron James nannte US-Präsident Donald Trump kurzerhand einen "Penner", aber mit bloßen Beschimpfungen durch einige Superstars war es diesmal nicht getan. Der Krieg der Worte, den der mächtigste Mann der Welt mit einer Reihe von Twitter-Attacken vom Zaun gebrochen hatte, hat einen Sturm der Entrüstung im US-Sport entfacht. Nun wendet sich sogar die milliardenschwere Football-Profiliga NFL immer mehr von Trump ab. Der Präsident scheint auf heimischem Terrain eine rote Linie überschritten zu haben.

Trump hatte Footballer, die ihr verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen und gegen Rassismus protestieren, als "Hurensöhne" bezeichnet und zudem die Einladung ins Weiße Haus für den amtierenden Basketballmeister Golden State Warriors zurückgezogen. "Du Penner. Ins Weiße Haus zu kommen, war eine große Ehre, bis du aufgetaucht bist", giftete Basketball-Superstar James von den Cleveland Cavaliers auf Twitter, nachdem Trump auf Kritik von Warriors-Starspieler Stephen Curry gewohnt dünnhäutig reagiert hatte.

Nun weitet sich der Protest der Spieler aus, der sich längst auch gegen Trump persönlich richtet. Am Samstag trat er erstmals offen in der Major League Baseball (MLB), der ältesten der großen amerikanischen Ligen, zutage. Bruce Maxwell, Catcher der Oakland Athletics, kniete beim Abspielen der Nationalhymne nieder. Footballer Colin Kaepernick, einst ein erstklassiger NFL-Quarterback, ist "Erfinder" der Geste. Auch wegen seiner politischen Statements ist er derzeit arbeitslos.

"Spalterisch"

Doch Kaepernick darf hoffen, denn Klubeigentümer und Spitzenfunktionäre rücken immer mehr von Trump ab – und damit auf Kaepernick zu. Als "spalterisch" bezeichnete etwa NFL-Chef Roger Goodell die jüngsten Aussagen des Präsidenten und warf diesem "mangelnden Respekt" vor. Mehrere der milliardenschweren, weißen Teambesitzer gingen am Wochenende auf Distanz zu Trump. Die NFL-Spielergewerkschaft sicherte allen Profis demonstrativ Rückendeckung zu.

Das alles stachelte Trump zu einer weiteren Attacke gegen die NFL an. In einem Tweet am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) behauptete Trump, dass das Interesse an der NFL stark zurückgehe: "Ja, die Spiele sind langweilig, aber viele (Fans, Anm. d. Red.) bleiben weg, weil sie unser Land lieben."

Weitere US-Stars hatten sich da schon sportartübergreifend längst an Trump abgearbeitet. Basketball-Legende Kobe Bryant warf dem Präsidenten vor, "Zwietracht" und "Hass" zu schüren. Noch deutlichere Worte fand LeSean McCoy: "Unser Präsident ist ein Arschloch", twitterte der Running Back der Buffalo Bills.

Nicht wenige wünschen sich mittlerweile, dass die US-Profiligen in den kommenden Wochen noch viel breiter Front machen gegen Trump und das Unrecht. Die Zeitung "USA Today" rief die Sportler auf, im Kaepernick-Stil zu protestieren: "Auf geht's, Gefährten, gebt ein Statement ab!"

Penguins besuchen Trump

Ein Statement der anderen Art setzten die Pittsburgh Penguins: Sie akzeptierten die Einladung von Trump für den obligatorischen Besuch im Weißen Haus. Der Meister aus der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL teilte am Sonntag mit, dass man die Institution des Präsidentenamtes sowie die lange Tradition von Mannschaftsbesuchen nach einem Titelgewinn im Weißen Haus respektiere.

Deshalb habe man auch in diesem Jahr die Einladung aus Washington angenommen.

Unterdessen haben NFL-Spieler der Baltimore Ravens und der Jacksonville Jaguars während der US-Nationalhymne gekniet und ihre Arme verschränkt. Auch Jaguars-Eigentümer Shad Khan zeigte sich bei der Zeremonie im Londoner Wembley-Stadion solidarisch und hakte sich bei Spielern mit dem Arm ein.

Auch in den weiteren NFL-Spielen des Abends setzten die Footballprofis starke Zeichen: Die Pittsburgh Steelers blieben während der Hymne gar in der Kabine, andere Teams knieten und verschränkten die Arme.

Trumps Reaktion ließ freilich nicht lange auf sich warten, das letzte Wort dieses ungleichen Duells wird noch nicht gesprochen sein. (sid, APA, red, 24.9.2017)