Massud Barzani führt die Kurden in ein Referendum über ihre Unabhängigkeit.

Massud Barzani, der die irakischen Kurden am Montag über die Unabhängigkeit Irakisch-Kurdistans abstimmen lässt, ist selbst in einem unabhängigen Kurdistan geboren: in der "Republik von Mahabad" im nordwestlichen Iran, die mit sowjetischer Hilfe gegründet wurde, jedoch weniger als ein Jahr Bestand hatte: vom 22. Jänner bis zum 15. Dezember 1946.

Im August 1946 wurde Massud in eine Familie geboren, die den kurdischen Freiheitskampf im Blut hatte: Massuds Vater war der berühmte Kurdenführer Mullah Mustafa Barzani – damals im Iran, weil aus dem Irak geflüchtet. Mullah Mustafas älterer Bruder Ahmed hatte bereits in den 1930ern gegen den politischen und kulturellen Hegemonialanspruch Bagdads gekämpft.

Zuerst mit seinem 1987 verstorbenen Bruder Idris, später allein, lenkte Massud nach dem Tod seines Vaters die Geschicke der von diesem gegründeten Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) – ein dritter Bruder, Ubaydullah, hatte sich von Bagdad kooptieren lassen. Die KDP ist heute die unbestritten stärkste politische Kraft in der Autonomen Region Kurdistan, die 2005 in der neuen irakischen Verfassung verankert wurde. Seit 2005 ist Massud Barzani auch deren Präsident.

Noch immer im Amt

Sein Mandat lief 2013 nach zwei Amtsperioden aus. Er ließ es um zwei Jahre bis 2015 verlängern, ist jedoch 2017 noch immer im Amt. Bei der nächsten Wahl werde er nicht mehr zur Verfügung zu stehen, kündigte Barzani an: Aber es ist nur schwer vorstellbar, dass er sich entgehen lassen wird, den kurdischen Teil des Irak selbst in die Unabhängigkeit zu führen.

Sollte es denn wirklich so weit kommen: Denn noch immer denken einige Beobachter, dass Massud Barzani mit dem Referendumsausgang im Rücken den Grad der Autonomie, aber vor allem den Umfang des Territoriums mit Bagdad neu verhandeln will. Das Risiko ist jedoch hoch, dass er die Folgen nicht kontrollieren kann. Politische Konkurrenten werfen ihm aber auch vor, den Traum von der Unabhängigkeit zu benützen, um das innenpolitische Patt in Kurdistan zu seinen Gunsten zu brechen – und die Macht seiner Familie in Politik und Wirtschaft weiter auszubauen.

Massud Barzani hat drei Töchter und fünf Söhne, der bekannteste davon ist Masrur, der Sicherheitschef. Auch der Premier der kurdischen Regionalregierung in Erbil ist ein Barzani, Nechirvan. Der ist allerdings Sohn des verstorbenen Idris, also ein Neffe des Präsidenten. (Gudrun Harrer, 25.9.2017)