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Alexander Gauland und Alice Weidel: das AfD-Spitzenduo am Wahlabend.

Foto: ap/meissner

Die AfD war schnell. Kaum hatte die Uhr am Sonntag 18 Uhr angezeigt, kaum waren die ersten Prognosen über den Bildschirm gelaufen, da trat der AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland auch schon persönlich bei der Wahlparty auf und kündigte harte Oppositionsarbeit nach dem Einzug in den Bundestag an.

"Es kann sich diese Bundesregierung warm anziehen. Wir werden sie jagen. Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen und uns unser Land zurückholen", sagte er und fügte hinzu: "Wir werden uns dafür einsetzen, dass das, was die Menschen auf der Straße denken, wieder im Bundestag vertreten ist."

Zweitstärkste Kraft im Osten

Die AfD hat bei der Bundestagswahl besonders viele Stimmen in Ostdeutschland gewonnen und dort vor allem Zuspruch von den Männern bekommen. Wie aus einer Analyse des Instituts Infratest dimap für die ARD am Sonntag hervorging, holte die AfD in den neuen Ländern 21,5 Prozent. Die Hochrechnungen der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF sahen die AfD im Osten sogar bei 22,8 Prozent. In ganz Deutschland erhielt die Partei knapp über 13 Prozent.

Die AfD feierte in einer Ostberliner Eventlocation und konnte gar nicht alle jene, die mit ihr feiern wollten, aufnehmen. Aufgrund von Platzkapazitäten wurde auch nur 150 Journalisten Zugang gewährt, angemeldet hatten sich 600 Medienvertreter aus dem In- und Ausland.

Aber zunächst muss sich die AfD wohl erst einmal sortieren und im Bundestag ihre Räumlichkeiten kennenlernen. Noch ist unklar, wo sie im Plenum sitzen wird, weil keiner sie zum Nachbarn haben will. Ungeachtet dessen wird die erste Fraktionssitzung am Dienstagnachmittag im Reichstag abgehalten. Spannend könnte die Wahl des Fraktionsvorsitzes werden. Weidel und Gauland haben als Spitzenkandidaten das erste Zugriffsrecht, sie sind auch bereit. Zunächst hatte Weidel keinen großen Rückhalt, doch Gauland machte klar, dass er den Fraktionsvorsitz nur mit ihr gemeinsam übernehmen wolle.

Mittlerweile hat Weidel auch ein viel besseres Standing in der Partei, in der der Frauenanteil nur bei 16 Prozent liegt. Doch auch Petry werden Ambitionen nachgesagt. Zugleich gibt es Gerüchte, Petry könnte hinschmeißen, wenn in der Fraktion der Anteil der Nationalkonservativen sehr hoch ist. Ihr droht zudem eine Anklage wegen Meineids. Die Staatsanwaltschaft in Dresden ist überzeugt davon, dass Petry den Wahlprüfungsausschuss des Landtages belogen hat. Dabei ging es um Darlehen, die die AfD von ihren Kandidaten für die Landtagswahl 2014 verlangt habe. Petry, so die Staatsanwaltschaft, habe sich in Widersprüche verwickelt.

Hilfe aus Russland

"Bild online" berichtete am Sonntag, während der Bundestagswahl hätten hunderte Bots – automatisierte Accounts beim sozialen Netzwerk Twitter – Kampagnen zur Unterstützung der AfD verbreitet. Viele davon stammten aus Russland.

Die AfD ist für die Aufhebung der Russland-Sanktionen und setzt sich für eine russlandfreundlichere Politik ein. Ihr Hauptthema aber war während des Wahlkampfes ganz klar die Frage des Asyls. Sie fordert als einzige der im Bundestag vertretenen Parteien eine Schließung der nationalen Grenzen. Zudem sagt die AfD: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." Sie spricht sich gegen den Ruf des Muezzins und gegen Minarette in Deutschland aus. (Birgit Baumann, 24.9.2017)