Nachdem Dutzende konservative katholische Theologen, Priester und Religionsvertreter Papst Franziskus in einem offenen Brief ketzerisches Verhalten vorgeworfen haben, hat der Vatikan am Montag den Zugang zur Webseite gesperrt, mit der man die Initiative gegen das päpstliche Schreiben "Amoris Laetitia" unterstützen kann. Dies berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Von 62 Priestern unterschrieben

Von Computern im Vatikan sei der Zugang zur mehrsprachigen Webseite www.correctiofilialis.org nicht möglich, auf der das Schreiben mit dem Titel "Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien" veröffentlicht wurde. Auf der Webseite können Besucher die Initiative der Traditionalisten unterstützen. Außerhalb des Vatikans ist die Webseite zugänglich.

Das Schreiben, das neuen Unterzeichnern offensteht, trägt die Unterschrift von 62 Priestern und katholischen Gelehrten aus 20 Nationen. Im Schreiben wird erklärt, dass der Papst durch sein Apostolisches Schreiben Amoris laetitia und weitere damit verbundene Aussagen, Handlungen und Unterlassungen sieben häretische Positionen zur Ehe, dem moralischen Leben und dem Empfang der Sakramente vertreten und die Verbreitung dieser häretischen Meinungen in der katholischen Kirche verursacht hat. Diese sieben Häresien sind von den Unterzeichnern Lateinisch formuliert, der offiziellen Sprache der Kirche.

"Die Unterzeichner maßen sich kein Urteil über den Grad der Schuldhaftigkeit an, mit dem Papst Franziskus die sieben angeführten Häresien verbreitet hat. Sie bestehen aber respektvoll darauf, dass Papst Franziskus diese Häresien verurteilt, die er direkt oder indirekt vertreten hat. Die Unterzeichner erklären ihre Loyalität zur Heiligen Römischen Kirche, versichern den Papst ihres Gebetes und bitten ihn um seinen apostolischen Segen", hieß es auf der Webseite.

In der katholischen Kirche gibt es seit langem Streit über die Sexualmoral und darüber, ob wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen dürfen. Franziskus hatte in seinem Schreiben, das 2016 veröffentlicht wurde, zu mehr Barmherzigkeit aufgerufen und es den Ortskirchen angetragen, über Fälle individuell zu entscheiden. Grundsätzlich hält er an den katholischen Normen zur Ehe fest.

Vatikan dementiert

Der Vatikan hat inzwischen allerdings dementiert, den Zugang zur Webseite gesperrt zu haben. Dies berichtete der Papst-Sprecher Greg Burke. Von Computern im Vatikan sei der Zugang zu www.correctiofilialis.org nicht möglich, weil der Vatikan wie mehrere Unternehmen auch "Filter" eingerichtet habe. Diese würden automatisch bestimmte Webseiten blockieren, von Pornografie über Werbung bis zu Malware, betonte Burke. (APA, 25.9.2017)