Maria Moser wird mit September 2018 Direktorin der Diakonie Österreich.

Foto: Simon Rainsborough

Wien – Maria Katharina Moser rang viele Jahre damit, von der römisch-katholischen zur evangelischen Kirche zu konvertieren, bevor sie es tatsächlich tat. Unter anderem hielt sie die Frage zurück, wie es beruflich weitergehen solle, wenn sie nicht weiterhin Lehrveranstaltungen an katholischen Fakultäten und Instituten in Wien und im Saarland halten könne und nicht länger ORF-Religionsredakteurin bleiben wolle.

Ihre Sorgen waren unbegründet: Die 43-Jährige wird mit 1. September 2018 Michael Chalupka nach 24 Jahren an der Spitze des evangelischen Hilfswerks Diakonie ablösen. Bis sie die Leitung der Wohlfahrtsorganisation übernimmt, bleibt Moser Pfarrerin in Wien-Simmering – ein Beruf, den sie seit einem Jahr ausübt. Beide Ämter seien "Herzensangelegenheiten", sagt die auch am Institut für öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie Lehrende, die sich zuletzt etwa dem Thema Sterbehilfe widmete. In ihrer Freizeit kocht sie gern und ist "leidenschaftliche Tante".

"Frommes Kind"

Die Tochter eines Richters und einer Zahnärztin wuchs im oberösterreichischen Eferding auf und beschreibt sich als "frommes Kind" , das eifrig katholische Gottesdienste besuchte und Heiligengeschichten las. Gerne hätte sie ministriert, doch das war Mädchen in den 1980ern noch nicht erlaubt. 1992 beschloss sie, "der Sache mit den Frauen" in der Kirche auf den Grund zu gehen, und inskribierte an der katholisch-theologischen Fakultät in Wien. Gender-Themen prägten ihre Uni-Jahre.

Armut in Manila

Bei einem interkulturellen Lehrgang im philippinischen Manila 1997 beschäftigte sie die Frage, wie die Kirche aus Sicht der Armen aussehen sollte. Und in ihrer Dissertation hinterfragte Moser die Sprache, in der Gewalt- und Ungerechtigkeitserfahrungen von Frauen thematisiert werden.

Der rege Kontakt zu Amtsträgerinnen und Amtsträgern der evangelischen Kirche in ihren sieben Jahren als ORF-Religionsredakteurin ließ sie diese als "zugänglicher" als katholische Würdenträger erleben. Als sie als Lehrende auf die Frage einer Studentin, ob ein Schwangerschaftsabbruch bei Lebensgefahr der Mutter nach römisch-katholischer Lehre erlaubt sei, mit Nein antworten musste, erlebte sie das als "schrecklich".

2013 konvertiert

Schlussendlich konvertierte sie 2013 – aber "nicht, weil ich Pfarrerin werden wollte". Dieser Entschluss fiel danach, erzählt sie in ihrem Beitrag zu dem Buch "Meine persönliche Reformation – Warum ich konvertiert bin" (2017). Ihr Text darin trägt den Titel "Nach Hause gekommen". (Gudrun Springer, 26.9.2017)