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Die Siemens-Bahnsparte verfügt in Österreich über je ein Werk in Wien und in Graz mit zusammen rund 2500 Mitarbeitern.

Foto: ap/Matthias Schrader

Fuschl/München – Siemens koppelt seinen ICE mit dem TGV von Alstom zusammen. Der harte Wettbewerb zwingt die Hersteller zum Handeln. Auch deshalb spielen die Arbeitnehmervertreter mit. Siemens und Alstom haben nun im zweiten Anlauf doch noch zueinandergefunden: Mit ihrer deutsch-französischen Zugfusion treiben die Unternehmen die lange erwartete Konsolidierung der Branche voran.

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Siemens-Österreich-Chef beruhigt

Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun sieht für den Heimmarkt keine Auswirkungen, die sich unmittelbar aus dem Zusammenschluss ergeben könnten, zumal die Franzosen im Gegensatz zu Bombardier keine Produktionsstätte in Österreich haben. "Egal wer der Eigentümer ist – solange die Werke gut ausgelastet sind und die Kunden unsere Produkte kaufen, besteht kein Grund zur Besorgnis", sagte Hesoun am Mittwoch am Rande eines Energiekongresses in Fuschl.

Die Siemens-Bahnsparte verfügt in Österreich über Werke in Wien und Graz mit zusammen rund 2.500 Mitarbeitern. Im ehemaligen Simmering-Graz-Pauker-Werk (SGP) in Wien, wo knapp 1.700 Mitarbeiter beschäftigt sind, werden U-Bahnen, Reisezüge und Straßenbahnen gebaut, in Graz Fahrwerke. Hesoun forderte einmal mehr Chancengleichheit vor allem mit Staatsunternehmen aus China, die mit hochsubventionierten Produkten den europäischen Markt aufzurollen versuchten. Viele Bahnunternehmen erlägen der Versuchung, vermeintlich günstig einzukaufen. Das könne sich mittelfristig als nachteilig erweisen, wenn europäische Anbieter auf der Strecke blieben und es keinen echten Wettbewerb mehr gebe.

Konkurrenz aus China

Der fusionierte Bahntechnikkonzern Siemens Alstom will in erster Linie dem neuen chinesischen Branchenriesen CRRC mit einem Wachstumskurs schnell Paroli bieten. "Wir haben die Kraft und den Willen, einen europäischen Champion auf einem globalen Markt zu schaffen", sagte Siemens-Chef Joe Kaeser bei einer Analystenkonferenz am Mittwoch. Mit Wachstumsraten von mehr als vier Prozent im Jahr soll der Hersteller von TGV und ICE bis 2023 auf einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro kommen. 2016 kam Siemens in der Zugsparte auf 8,0 Milliarden, Alstom auf 7,3 Milliarden Euro. Die aus zwei Staatskonzernen formierte CRRC erreicht allerdings schon heute 30,5 Milliarden Euro.

"Auf diesen Tag haben wir lange gewartet", sagte Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge, der auch den fusionierten Konzern leiten soll. "Das war das Beste, was wir tun konnten." Warum Siemens sich für Alstom als Fusionspartner und gegen den Branchenvierten Bombardier entschieden habe, wollte Kaeser nicht sagen. Er betonte aber, die künftige Siemens Alstom stehe finanziell auf einem starken Fundament. Die Gespräche von Siemens mit den Kanadiern waren weit gediehen, doch dann kamen laut Insidern Zweifel an der Stabilität von Bombardier auf, deren Flugzeugsparte in der Krise steckt.

Einspareffekte von halber Milliarde erwartet

Die Siemens-Zugsparte war zuletzt stets profitabler als Alstom. Bis 2020 will Kaeser den fusionierten Konzern auf das Siemens-Niveau von mehr als zehn Prozent Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit) führen, bis 2023 sollen es elf bis 14 Prozent werden. Alstom kam 2016/17 (Ende März) gerade einmal auf 5,8 Prozent. Dabei helfen sollen Einspareffekte von jährlich 470 Millionen Euro.

Am meisten verspricht sich Kaeser von einer gemeinsamen Produktentwicklung und gemeinsamen Geboten bei Ausschreibungen. Die Zug-Plattformen sollten "zusammenwachsen", sagte Alstom-Chef Poupart-Lafarge. Analysten halten das Ziel aber zum Teil für "überambitioniert". Realistischer sei die Hälfte, urteilte Deutsche-Bank-Analyst Gaël De Bray. Siemens Alstom könne im Zuggeschäft sogar verlieren, weil Kunden ihre Aufträge lieber auf mehrere Anbieter verteilen. Die beiden Unternehmen kommen zusammen auf einen Auftragsbestand von 61,2 Milliarden Euro. (red, Reuters, 27.9.2017)